Donnerstag, 29. November 2018

Asien 2018 - Vietnam, Laos & Kambodscha

Ähm, 3 Länder in nicht einmal 3 Wochen zu bereisen, war tatsächlich ganz schön ambitioniert. Im nächsten Jahr begnügen wir uns wieder nur mit einem Land. Trotzdem bereuen wir es nicht, es so gemacht zu haben. Wie immer haben wir viel gesehen und viel erlebt. Danke noch einmal an alle, die uns virtuell in meiner Gruppe begleitet haben. Wie versprochen, hier nun der ausführlichere Reisebericht. Ich wünsche euch viel Spaß und vor allem Geduld beim Lesen. ;)

Vietnam 

Wir haben uns zwar bereits letztes Jahr sehr viel von Vietnam angeschaut, doch hat es mir keine Ruhe gelassen, dass wir die Bergvölker in Sa Pa nicht besucht haben. So entschieden wir uns zu Lasten von Laos dafür, zuerst noch einmal hierher zurück zu kommen, damit mir nicht für immer "hätte", "wäre" usw. durch den Kopf gehen würde. 

01./02.10.2018 - Wie immer Traaaaannnnsfer

Dieses Mal haben wir alles richtig gemacht. Man lernt ja zum Glück immer dazu. Schon von Lenggries aus haben wir uns auf 100% selbständige Organisation eingestellt und sind mit dem Zug zum Flughafen gefahren. Überpünktlich passierten wir die letzte Kontrolle und haben uns somit den Sprint zum Gate erspart.
Visa waren alle im Vorfeld besorgt, die Zugtickets für die Weiterfahrt von Ha Noi nach Ninh Binh und zurück auch, unsere Unterkunft vom Vorjahr wieder gebucht, und das Wichtigste, wir waren darauf vorbereitet, dass wir nun einfach 2 Tage auf unserem Hintern sitzen und geduldig sein müssen. Sich in Geduld und Akzeptanz zu üben, das hat uns dieses Jahr sehr viel geholfen.  
Das Einzige, was ich mir in Zukunft wieder sparen werde, sind diverse Selbstversuche in Sachen Schlafmitteln. Einmal und nie wieder! Denn wenn es hier und da im Flugzeug zwickt, dann helfen die auch nicht beim Einschlafen; dafür tappst man am nächsten Tag wie ein Zombie umher. Was allerdings Wunder bewirkt: 3 Wochen in Asiens Betten und Zügen, dann schläft man auf dem Rückflug fast wie ein Baby. 
Lange Rede, kurzer Sinn, wir sind komplikationsfrei in Ninh Binh am frühen Abend angekommen, nachdem wir uns nur kurz im wunderschönen Ha Noi die Füße vertreten und einen ersten leckeren vietnamesischen Kaffee probiert haben, um an "alte" Zeiten anzuknüpfen.

03.10.2018 - Trockene Halong-Bucht (Ninh Binh / Tam Coc)

Die "Trockene Halong Bucht" war eins unserer Highlights im letzten Jahr. Deshalb wollten wir hier gerne noch einmal hin und die Spots erkunden, wozu uns die Zeit damals nicht gereicht hat.
Wir haben uns auch dieses Mal Fahrräder gemietet und sind schon 7 Uhr losgedüst. Es gibt nichts Schöneres, als einen Asien-Aufenthalt in der Natur mit einer Horde Wasserbüffel einzuläuten. 



Unser erstes Ziel war Hang Mua, was soviel wie Mua-Höhle bedeutet. Doch wir waren in dem Fall an keiner Höhle interessiert, sondern an der prächtigen Aussicht, die sich einem von ganz oben über die grünen Reisfelder zwischen Karstfelsen und Flüssen offeriert. Dafür wagt man einen schweißtreibenden Anstieg über 500 Stufen zu einer Statue von Quan Am (Göttin der Gnade) und zu dem Drachen, den man von überall schon aus der Weite auf dem Berg erkennen kann. 


Leider hat die Sonne am frühen Morgen noch etwas gestreikt, so dass die Felder nicht in dem Bilderbuch-Neongrün erleuchteten. Aber es hat immerhin nicht geregnet, und man konnte überhaupt etwas von der Landschaft sehen. Egal welches Wetter, der Ausblick von hier oben ist grandios. 


Weiter ging es nach Tam Coc. Hier kommt das Gros der Touris unter, was man auch spürt. Wir sind froh, uns wieder einmal für Ninh Binh als Anlaufpunkt entschieden zu haben, wo man sich noch mittels unserer 20 erlernten vietnamesischen Wörter zu verständigen versucht und das isst, was auf den Tisch kommt.
Apropos Essen, die für uns zubereiteten Nem ram waren sau köstlich. So lohnt es sich, auch mal eine halbe Stunde zu warten. Man muss nur schauen, wo es nicht so touristisch aussieht, dann bekommt man was Leckeres für wenig Geld; zumindest in Vietnam. *lach* 

Das war aber auch schon alles, was wir von Tam Coc mitbekommen haben, denn wir hatten uns auch dagegen entschieden, die Bootsfahrt durch die Höhlen mitzumachen. Zu viel Negatives hat man gelesen, und außerdem haben wir in der Richtung letztes Jahr schon Vieles und Besseres gesehen. Aber wir bekamen einen guten Tipp von unserer Vermieterin Kim Lien, und so konnte nun nichts mehr schief gehen, um mit dem Radl genau die Spots zu finden, die uns persönlich interessiert haben.








Als letztes ging es noch zur Bich Dong Grotte. Nix Großes, aber die Anlage liegt ganz idyllisch an einem kleinen Teich mit Seerosen. Am Fuße des Felsens befindet sich eine kleine Pagode, die Grotte selbst ist nach einigen Stufen etwas weiter oben in den Fels gebaut. 


Geht man danach noch ins "Verborgene Tal" zur Tropfsteinhöhle, passiert genau das, was man in den "Orangen Seiten" lesen kann. In fließendem Vietnamesisch erklärt einem der Höhlenwärter ausführlich sämtliche Stalaktiten und Stalagmiten. Wäre die Luftfeuchtigkeit gefühlt nun nicht noch von 100 auf 200 % geklettert, hätte ich es noch lustiger gefunden. So dachten wir uns nur "Nie wieder!", wenn ein paar Tage später nicht noch die laotische Variante gefolgt wäre...

Alles in allem ganz nett, aber kein Vergleich zu den Eindrücken vom Vorjahr, wo wir Trang An und die Bai Dinh Pagode besucht haben.
Trotzdem bereuen wir es nicht, hier gewesen zu sein.
Am späten Nachmittag ging es allerdings wieder nach Ha Noi zurück und von dort 2 Stunden später mit dem Nachtzug zum eigentlichen Ziel in Vietnam für dieses Jahr - Sa Pa.

04.10.2018 - Bergvölker in Sa Pa

Flo liebt es, ich inzwischen auch; die Nachtzüge in Vietnam. Pünktlich, günstig, gründlich, unserer Erfahrung nach sauber, mehr oder weniger gemütlich, immer schön laut, so dass einem ein einzelnes Geräusch nicht mehr stört, in jedem Fall aber ein Erlebnis. Wie haben wir das die Wochen danach vermisst. Aber China lässt hoffen...

Mit den Hähnen sind wir in Lao Cai, der Grenzstand zu China, aufgewacht. Von dort ging es nur noch mit dem Bus weiter, in die kälteste und am höchsten gelegene Stadt in Vietnam, auf 1600 hm.
Zum Glück bin ich inzwischen schwindelfrei und ziemlich tiefenentspannt, trotz der abenteuerlichen Überholmanöver des Busfahrers die Serpentinen auf- und abwärts.

Der Tag war noch jung, und so hatten wir alle Zeit, uns schon einmal ein Bild von Sa Pa zu machen. 
Es kann von Vorteil sein, wenn man vorher schon weiß, dass man hier keine 2 Sekunden allein ist, und es nichts bringt, sich aufzuregen, selbst wenn die geschäftigen Frauen einen bis vors Hotel begleiten, um ihre Waren feil zu bieten.
Ich habe es also mit Humor gesehen, denn schließlich waren wir ja hier, um die ethnischen Minderheiten zu erleben, egal wie kommerzialisiert es inzwischen schon ist. 








Da das Wetter sehr viel besser als erwartet war, und wir sogar den Fansipan (Anm.: mit 3143 m der höchste Berg Vietnams) sehen konnten, haben wir unsere Pläne spontan etwas geändert und uns einen Roller gemietet. Zuerst sollte es auf den Berg gehen, danach wollten wir die Gegend etwas erkunden und schon einen Eindruck von den Reisterrassen und den Bergvölkern gewinnen. 
Doch dann musste alles wieder über den Haufen geschmissen werden. So schnell konnte man gar nicht schauen, war der Fansipan innerhalb weniger Minuten komplett im Nebel verschwunden.
In den folgenden Tagen haben wir noch ein paar Versuche gestartet. Doch ein sichtfreies Fenster von 10 Minuten am Tag reicht dann doch nicht aus; nicht einmal, wenn man die Seilbahn nimmt. Hätten wir zu dem Zeitpunkt schon gewusst, dass uns die Fahrt für 2 Leute 140,- EUR kostet, dann hätten wir gleich gar nicht mit dem Gedanken gespielt. Alternativ 4 Tage Fußmarsch zum Gipfel wäre zeitmäßig eh nicht drin gewesen.
Also, den höchsten Berg von Vietnam haben wir schon mal nicht gesehen; aber hätten wir auch nicht, wenn wir oben gewesen wären.
So ging es nun weiter, mit dem Roller den Tram Ton Pass entlang. Mit ca. 1995 hm ist er der höchste Gebirgspass von Vietnam und markiert die Wetterscheide. Während Sa Pa der kälteste Ort den Landes ist, ist Lai Chau auf der anderen Seite, einer der wärmsten. 

Die Ausblicke von hier oben waren toll, doch Berge und Wasserfälle kennen wir von zu Hause genügend. Wie besannen uns also darauf, weswegen wir eigentlich hierher gekommen sind und fuhren schließlich wieder zurück nach Sa Pa. 
Irgendwann hat es mir dann aber gereicht. Alles nur im Vorbeifliegen vom Roller aus zu sehen, ging mir ziemlich auf den Sack. So haben wir ihn geparkt, um per pedes in das etwas weiter entfernte Sin Chai zu marschieren; ein kleines H´mong Dorf mit ca. 100 Haushalten.
Wie in jedem anderen Örtchen der Umgebung, ist auch hier ein Eintrittsgeld zu entrichten. Doch es schmerzt nicht, wenn man weiß, dass die Dorfbevölkerung versucht, davon ihr Leben zu bestreiten.

H´mong bedeutet soviel wie "frei". Im 19. Jahrhundert ist dieses Nomadenvolk, welches eins der größten Minderheiten in Vietnam ist, aus China ins nördlichen Bergland eingewandert und dort sesshaft geworden. Es ist ein stolzes Volk, welches an seiner Unabhängigkeit festhält und sich nicht assimilieren lassen will. Die Brandrodung haben sie zwar inzwischen zum Großteil aufgegeben, leben nun aber verarmt als Bauern von der Viehzucht und dem, was der Tourismus ihnen einbringt. Also braucht es einen nicht zu wundern, wenn das erste Wort, was sie in Englisch lernen, "Dolla" ist. ;)
Man kann sich daran stören, man kann aber auch mit interessierten Augen schauen, wie sie leben und mit offenem Herzen den Menschen begegnen.
Bei den H´mongs gibt es 5 verschiedene Stämme, die sich nach den Farben ihrer Kleidung benennen: Schwarze, Weiße, Grüne, Rote & Blumen-H´mong. In der Gegend von Sa Pa trifft man zumeist auf Schwarze H´mongs, die ihre Kleidung mit Indigo dunkel einfärben und dadurch selbst blaue Hände haben. Vor den Häusern sieht man oft große Fässer stehen, welche die H´mongs zum Färben nutzen, lange Stoffbahnen, die sie zum Trocknen auf den Wegen ausbreiten oder auf Leinen aufhängen.

Hingegen zu den meisten anderen ethnischen Minderheiten bauen sie als einzige ihre Häuser nicht auf Pfählen, sondern am Boden meist aus Lehm, Bambus und Stroh. Als Besonderheit gilt, dass diese nur auf einem Grundstück errichtet werden dürfen, welches von einem Vorfahren gesegnet wurde. 

Nicht zu vergessen der Reisanbau. Ein typisches Bild für die Gegend um Sa Pa sind die Berghänge mit ihren schon fast künstlich grünen Terrassen, wohin und wie weit das Auge reicht. Leider waren wir einen Monat zu spät und der Reis schon geerntet. Doch auch die mit  Lehmwasser gefüllten Terrassen, aus dem nur noch die Strohstoppeln herausragen, sehen noch beeindruckend aus. Dazwischen immer und überall Wasserbüffel, die aus keinem Haushalt wegzudenken sind, und wenn sie nicht arbeiten und den Acker umforsten, schützen sie im schlammigen Nass ihr Fell vor Insekten oder pissen zu Weilen einfach schamlos hinein. *ggg*





Wir fanden es für den ersten Tag schon einmal sehr aufschlussreich, was wir in Sin Chai zu sehen bekommen haben. Trotzdem fühlt man sich wie ein kleiner Voyeur.
Zum Abschluss unserer ersten Erkundungen haben wir uns in einem Café oberhalb des kommerziellen Dörfchens Cat Cat einen typisch Vietnamesischen Cà phe Sua Dá (starker speziell zubereiteter Filterkaffee mit viel süßer Kondensmilch und Eiswürfel) gegönnt. Von dort hat man einen herrlichen Blick hinunter ins Tal und die wenigen verbliebenen Reisterrassen.

Wir freuten uns auf die kommenden 2 Tage, an denen wir mit einer einheimischen Dzay eine Trekking-Tour ins schöne Muong-Hoa-Tal unternehmen wollten. 

Doch noch war der Tag nicht ganz vorüber und noch etwas Zeit, Sa Pa selbst etwas besser kennen zu lernen. In den meisten Führer steht geschrieben, dass diese Stadt recht hässlich wäre und nur Ausgangspunkt für die Touren in die umliegenden Dörfer sein soll. Ganz so haben wir es nicht empfunden.

Auch wenn es nicht so viel zu sehen gibt, hat es doch einen gewissen Flair, mit all den bunten Häusern, dem See mit seinen Schwanenbooten in der Mitte, den etwas kühleren Temperaturen, so dass es früher ein interessantes Ziel für Sommerfrischler war, in dem sogar Erdbeeren angepflanzt werden und es als einziges vorkommen kann, dass es im Winter mal schneit; und vor allem mit all den H´mongs und Dzaos, die umherwuseln. Eine haben wir uns dann geschnappt, um unserem Geburtstagskind in Deutschland zu gratulieren - in bestem Englisch.
Noch ein leckeres Abendbrot, dann die erste Nacht mal wieder in einem richtigen Bett; hart aber gerecht!!!


05./06.10.2018 - Trekking-Tour Muong-Hoa-Tal / Sa Pa

Bevor es los gehen sollte, haben wir uns noch einmal in einer kleinen Garküche gestärkt, welche wir am Vortag schon für uns entdeckt haben. Wie so oft, können wir nicht sagen, was wir genau gegessen haben; aber es war sehr lecker.
Unsere Eagle Creek Taschen waren zum Mini-Rucksack umgebaut und wir für unsere Tour bereit. Erstaunlich, mit wie wenig man auskommen kann. Das hat uns das Jahr auf zahlreichen Treks und Fernwanderungen gelehrt.

Pünktlich 8:30 holte uns Mychau im Guesthouse ab. Bis heute bin ich mir immer noch nicht ganz sicher, welchem Volk sie angehört. Sie trug den indigofarbenen Rock und die Gamaschen der schwarzen H´mong, doch der Kopfschmuck und die typische Oberbekleidung fehlten. Sie selbst sagte, dass sie eine Dzay sei... Na wie auch immer, sie war eine freundliche, gut Englisch sprechende junge Frau und hat uns routiniert zu den Dörfern der Schwarzen H'mong, Dzay und Rote Dzao geführt.
Doch zuerst ging es schön bergauf auf den Sa Seng Mountain. Gut, dass wir uns auf winterliche Temperaturen eingestellt und entsprechend gekleidet haben. Bei 26 Grad und inakzeptabel hoher Luftfeuchtigkeit waren wir froh, wenigstens konditionsmäßig allen anderen Trekkern ein Schnippchen schlagen zu können. Und so haben wir keine Gelegenheit versäumt, mit unserer kleinen Dzay alle Wandergruppen schnell hinter uns zu lassen. Blöd nur, dass man dann schon nachmittags um drei am Ziel ist, weil die Kilometer auch nicht länger werden, wenn man fixer unterwegs ist. Auch wenn sich Mychau am Ende der Tour gegenüber unserer Gastgeberin geäußert hat, dass wir ganz schön Gas gegeben hätten, mag man sich wundern wie schnell sie selbst mit ihren kurzen Beinen unterwegs war.

Vom Sa Seng hatten wir einen schönen Ausblick nach Sa Pa und den Fansipan auf der einen, das Muong-Hoa-Tal auf der anderen Seite.

Leider war es nur etwas diesig, so dass man nicht so viel erkennen konnte wie erhofft. Doch nach all der Hockerei der letzten Tage waren wir froh, endlich wieder länger in der Natur zu sein, und das möglichst zu Fuß. Wir haben uns an vielen Kleinigkeiten erfreuen können, die insgesamt etwas Besonders für uns waren. 
Zum Beispiel die Zikaden; unglaublich, welchen Lärm diese machen. Doch wenn man erst mal aus der Nähe sieht wie groß sie sind, dann wundert einen nichts mehr.
Ziemlich oft konnten wir einen Blick auf die inzwischen abgeernteten Reisterrassen erhaschen, mittendrin ein paar einfache Hütten, Büffel die baden, Hanfsträucher, hier eine kleine Entenfamilie, dort ein Schwein; an Tieren sollte es nicht mangeln. 






Die Hanfpflanzen dienen den Bergvölkern im Übrigen zur Herstellung ihrer Kleidung. Manch Deutscher würde sich daran sicher lieber berauschen. Ich tue es unterdessen an Eindrücken, Flo manchmal an Reisschnaps...

Immer wieder kann man sehen, dass die Mütter ihre Babys kunstvoll in Tüchern über die Schultern und um die Hüften auf den Rücken schnallen. So haben sie sie stets bei sich und die Hände zum Arbeiten frei.
Auch wenn ich mir das zuweilen etwas anstrengend vorstelle, entsteht dadurch eine sehr enge Mutter-Kind-Bindung.
Ich habe mich so gefreut, dass ein Schwager Mychau ihr Baby mit dem Moped vorbei gebracht hat, nachdem wir den anstrengenden Teil der Tour hinter uns hatten und ins Tal hinab gestiegen sind, auch wenn ich von da an unter ständiger Beobachten stand. Wohin sollte das arme Ding auch sonst schauen.


Wie erwähnt, waren wir schon 15 Uhr an unserem Homestay. So beschlossen Flo und ich, das kleine Dzao Dorf Ta Chai allein zu erkunden. Einen Wasserfall sollte es geben, den wir uns anschauen wollten. Doch im Nu war die eine Führerin gegen eine andere bzw. zwei ausgetauscht. Ungefragt! 2 kleine Mädchen haben sich, schneller als wir schauen konnten, an unsere Fersen geheftet und wollten uns den Weg zeigen. Ich hab es relativ gelassen gesehen und Flo versucht zu verklickern, dass das hier nun mal so ist. Also haben wir die Geschenke angenommen, die unsere 2 kleinen Freundinnen aus Gras gebastelt haben und uns bis zum Wasserfall begleiten lassen. Für nur ein Stündchen traute Zweisamkeit habe ich ihnen versprochen, auf dem Rückweg wieder bei ihnen vorbeizukommen. Deal ist Deal!!!


Nach unserer kurzen Wanderung, wo wir tatsächlich mal eine Horde Kinder gesehen haben, die uns nicht gleich was verkaufen oder "Dolla" wollten, sind wir bei einem der Mädels aufgeschlagen.
Ich habe mir bei ihr eins dieser typisch bunt-karierten Kopftücher gekauft, was ich eh unbedingt mitnehmen wollte. Ein ganz spezielles und persönliches Andenken, das zuhause großen Zuspruch findet.

"Homestay" heißt in der Zwischenzeit so ziemlich alles, nur nicht mehr das, was es im Ursprung bedeutet hat. In unserem Fall waren wir aber tatsächlich bei einer einheimischen Familie in ihrem Haus untergebracht. Das war eine der interessantesten Erfahrung für mich.
Auf Matratzen haben wir auf dem Dachboden geschlafen, die Familie hinter Brettern und Vorhängen quasi nebendran. Die einzige Tür, die es gab, war die zum großen Eingangsbereich, welcher auch als weitere Schlafstätte, Vorratskammer, Hausaltar und was auch immer diente.
Verschlossen wurde alles erst nachts, wenn der Letzte sich von draußen nach drinnen begeben hat. 
Ich war überrascht, dass sie im Freien immerhin schon eine richtige Toilette und Dusche hatten. Eigentlich war ich auf das Schlimmste vorbereitet und sah mich schon mit dem Schöpfeimer aus dem hauseigenen Gemeinschafttrog waschen, ganz wie man es von den öffentlichen Toiletten in Asien kennt, die keinen westlichen Einfluss haben. Obwohl, irgendwie hätte ich es trotzdem super gefunden, mal ganz urig zu hausen. Aber, gönnen wir auch dem ärmsten Volk seinen Fortschritt. Allerdings ist nachts aufs Klo zu müssen nicht so prickelnd, noch dazu, wenn man dabei nicht die ganze Familie wecken will.

Es hatte sich noch ein weiteres Paar aus Belgien bei unserer Familie einquartiert. Im Nachhinein betrachtet was das eher eine schlechte Idee. Doch dazu später. Jetzt gab es erst einmal ein super leckeres Essen, welches die Hausherrin eigens für uns alle zubereitet hat. Sie selbst, Mychau, die Belgier und wir, haben uns alle zusammen an einen Tisch gesetzt und von jedem Tellerchen genascht, so wie das in Asien üblich ist; ich etwas mehr, andere vielleicht weniger.
Später wurden die Teller abgeräumt und vom Herrn des Hauses gegen hochprozentigen Reiswein ausgetauscht. Ein fataler Fehler, vor allem die zweite Flasche.
Nach und nach sind alle Familienmitglieder und Mychau ins Bett verschwunden. Die 4 Europäer mussten immer wieder "Mot, Hai, Ba,... Joooo" ("1-2-3, g'soffe") üben. Wenn die Damen wissen, wann es besser ist aufzuhören, müssen sich die Herren, die man eigentlich schon ganz gut erzogen hatte, mal wieder auf Machtspielchen einlassen. Das kann einfach nicht gut gehen. Doro sollte mal wieder Recht behalten, Flo durfte aus Schmerz lernen und wird nun hoffentlich nicht mehr so schnell widersprechen. Punkt!!! 

Der nächste Tag hätte so schön beginnen können.
Die Matratze kuschelig weich, die ersten Sonnenstrahlen kitzeln auf der Nase, die Vögel zwitschern. Ich recke mich, schiebe das Moskitonetz zur Seite, freue mich auf den Tag... Cut!!! Flo ist es schlecht. Todesmutig gibt er seinem Mageninhalt eine Chance schneller als seine Beine zu sein. Sieg! Treffsicher landet der Reiswein von gestern im Wohnzimmer unserer Gastgeber. Egal wie zurückhaltend Flo normalerweise ist, der Würgeruf war nicht zu überhören. Ich lass ihn wissen, was ich davon halte und traue mich so schnell nicht mehr vom Dachboden. Zum Glück wollten wir heute abreisen.
Auch wenn wir an diesem Tag noch viel vorhatten, Flo's Frühstück durfte ich gleich mit essen. Er hatte dann einen Tag ganz schön zu leiden, und ich habe ihm gerne dabei geholfen. Strafe muss sein... 

Die heutige Strecke war gar nicht mehr so lang, aber dafür hatten wir am Nachmittag noch etwas Zeit für Sa Pa. Auf dem Weg kamen wir durch einige Dörfer der ethnischen Minderheiten und sahen sogar ein paar Terrassen, wo noch etwas Reis erntereif und leuchtend grün im Wasser stand. Zu gerne hätten wir mehr davon gehabt. 



Lao Chai war dann das Endziel unserer zweitägigen Trekking-Tour. Dort haben wir endlich auch einmal die Roten Dzao zu Gesicht bekommen, benannt nach den roten Turbanen der Frauen, die sich normalerweise den Kopf und die Augenbrauen abrasieren.
Die Dzao oder Dao sind ein fleißiges Volk und betreiben Ackerbau, Papierherstellung und Webkunst.
Ich war wirklich überglücklich, sie nun zu Gesicht und auch vor meine Linse zu bekommen. Mission erfüllt.






Zurück in Sa Pa wollten wir uns nun doch noch Cat Cat anschauen. Eigentlich hatten wir uns gegen dieses durchkommerzialisierte Dorf ausgesprochen. Doch irgendwie mussten wir es der Vollständigkeit halber doch noch sehen, und etwas Zeit hatten wir ja auch noch.

Alles in allem ist es schon sehr kitschig und hat eigentlich überhaupt nichts mehr mit den Bergdörfern zu tun, die wir bisher besucht haben. Dort leben keine Leute mehr in den Häusern, es ist für Touris gemacht und gleicht eher einem Freizeitpark. Aber genau darin lag dann doch auch wieder der Reiz, Asiatische Touristen zu erleben, wie sie im Wonderland posieren und ihren Spaß haben.





Außerdem gab es dort jede Menge Verkaufsstände, wo man den H´mong Frauen dabei zuschauen kann, wie sie ihre Waren besticken; ihre Babys immer mit dabei. Und ich habe wenigstens eine Blumen-H´mong gesehen. Juhu!




Nun hieß es aber, Trekking-Rucksäcke wieder vom Guesthouse einsammeln und uns von unserer freundlichen Gastgeberin und ihrem Sohn "Happy" zu verabschieden. Dann ging es mit dem Bus nach Lao Cai und am späten Abend mit dem Nachtzug zurück nach Ha Noi.

07.10.2018 - Geliebtes Ha Noi

Oh du schönes Ha Noi, es ist immer wieder herrlich, wiederzukommen. Wir lieben diese Stadt. Eben gerade weil wir schon alles gesehen haben, konnten wir hier ein paar ganz entspannte Stunden verbringen, noch einmal die Altstadt und den Hoan Kiem See besuchen, dieses Mal endlich die Sonnenstrahlbrücke ohne Gewand sehen und Ecken erkunden, die vor lauter "Wir haben Zeit" sich womöglich kein anderer Tourist anschauen würde. Oder wer kennt schon den Thien Quang und den Bay Mau See im Süden der Stadt? Dort waren wir schlichtweg die Attraktion, wie wir ganz entspannt auf einer Parkbank am Wasser unsere Unterlagen geordnet und Führer gewälzt haben, gerne zu einen Smalltalk mit jungen Einheimischen bereit.


Noch ein letztes Mal wollten wir uns die beste Bun Cha der Welt genehmigen und haben sogar die Garküche vom Vorjahr wieder gefunden. Bis auf ein paar kleine Änderungen hat es sie tatsächlich noch gegeben, und die Bun war lecker wie eh und je.


Am frühen Abend ging es nun aber mit dem Flieger weiter nach Laos.

Laos

Wenn man nur Luang Prabang gesehen hat, kann man noch nicht davon reden, Laos wirklich kennengelernt zu haben. Gerne hätten wir mehr von diesem Land bereist, doch alles geht nun einmal nicht innerhalb von 3 Wochen. Doch vielleicht kommen wir einmal wieder, denn auch hier warten viele spannende Ziele und sehr freundliche Menschen. Menschen in einem Land, welches stets neutral bleiben wollte und trotzdem immer wieder zwischen die Fronten von Siam und Vietnam geraten ist, die Loas gerne unter sich aufgeteilt hätten. So sahen sie ihre einzige Chance darin, sich freiwillig Frankreich zu unterwerfen, um den territorialen Machtansprüchen ihrer Nachbarn zu entkommen. 
Auch der Kommunismus ging an Laos nicht spurlos vorbei. Am stärksten hat dem Land allerdings der Vietnamkrieg zugesetzt, und ein Viertel seiner Bevölkerung wurde in dieser Zeit ausgelöscht. Um den Nachschub für die Nordvietnamesen über den Ho Chi Minh Pfad zu unterbinden, bombardierten die USA ab 1964 weite Teile von Ostlaos. Ich meine irgendwo einmal gelesen zu haben, dass hier mehr Bomben abgeschmissen wurden als im gesamten 2. Weltkrieg zusammen.
Ironischerweise fand Laos im Kommunismus etwas Stabilität. 1975 wurde die Monarchie abgeschafft und die Demokratische Volksrepublik ausgerufen. Inzwischen öffnet sich Laos, der Buddhismus blüht wieder auf, die Beziehung zu Thailand hat sich stabilisiert, und der Tourismus hat Einzug gehalten.

08./09.10.2018 - Tempelstadt Luang Prabang

Wir haben glatt etwas verschlafen und sind erst 7 Uhr aufgestanden. Dementsprechend konfus ging es von unserer Unterkunft los. Der Geldautomat wollte keine Kip ausspucken, wahrscheinlich da wir vor wenigen Stunden in Vietnam noch Dongs wollten. So schnell kann wohl keine Master Card umdenken. Am 4. Automaten hat es dann doch endlich geklappt, und so hatten wir endlich Bares in der Hand, um etwas Essbares aufzutreiben, bevor ich noch richtig grantig werden konnte.
Zugegebenermaßen, roher Fleischgeruch im nüchternen Zustand, da wird selbst mir irgendwann etwas flaumig um die Magengegend. Aber in die kleinen Kokosmilch-Pancakes habe ich mich rasch verliebt. Noch ein halber Liter Eiscafé hinterher, und die Welt war wieder in Ordnung und ich bereit, mich in den Wat-Marathon zu stürzen.


Luang Prabang war einst der Sitz der Könige des ersten laotischen Königreichs Lane Xangs, was in seiner vollen Länge soviel wie "Das Königreich der Millionen Elefanten und des Weißen Sonnenschirms" bedeutet.
Im 14. Jahrhundert hat König Fa Ngum den Theravada-Buddhismus eingeführt und zum Dank, den heiligen Phabang aus Sri Lanka geschenkt bekommen. Von diesem goldenen Buddha-Bildnis leitet sich heute der Name ab. Es befindet sich momentan im Königspalast und wird nur einmal im Jahr der Öffentlichkeit zur Schau gestellt.
65 Klöster entstanden hier im 18. Jahrhundert, davon sind heute in etwa die Hälfte noch in Betrieb. Zwischen der Mündung vom Mekong und dem Nam Khan liegt die Stadt auf einer Halbinsel und gehört seit 1995 zum UNESCO-Welterbe. Mit zunehmenden Besucherzahlen steigen leider auch kontinuierlich die Preise, so dass sich die Einheimischen kaum noch ein Leben in der Stadt leisten können. Ein Dilemma, da die vielen Mönche, die in den zahlreichen Wats leben, auf die Almosen der Gläubigen angewiesen sind. Denn wenn man weiß, dass die Laien (Gläubigen) dadurch Verdienste erwerben, indem sie spenden und somit den Mönchen dafür dankbar sind, dass diese die Almosen annehmen und nicht anders herum, dann macht es wenig Sinn, wenn sich dem buddhistischen Glauben ferne Touristen hinstellen und Reis in die Behälter der Mönche werfen, als wären es Affen, denen man Futter zuschmeißt. Aber so hat halt alles sein Für und Wider. Schließlich sind auch wir hergekommen, um dem Ritual beizuwohnen.

Es würde zu weit gehen, jetzt jeden einzelnen Wat im Detail zu erläutern. Dafür haben wir zu viele gesehen, und irgendwann wiederholt sich doch alles irgendwie. Es dürfte nicht allzu viel geben, was wir ausließen. Nur den Königspalast haben wir uns gespart, da wir uns nicht so für Museen interessieren und auch nicht, unser gesamtes Hab und Gut am Eingang abzugeben.
Mit den zum Himmel geschwungenen Dächern, den zahlreichen goldenen Flachreliefs an den Wänden, den kunstvollen Goldschablonierungen an Säulen und Decken, den filigranen Verzierungen an den Veranden und Giebel, konnte man sich aber auch einfach nicht satt sehen.
Ein besonders hübsches Beispiel war gleich zu Anfang der größte und bedeutendste Wat Mai Suwannaphumaham. Während wir uns den Tempel anschauten, haben sich die Mönche nicht beirren lassen und gingen pflichtbewusst ihrer Arbeit nach.








Bevor die Hitze unerträglich wird, macht es Sinn, den Berg Phou Si mit seiner 24 Meter hohen Stupa zu besteigen. Von hier oben hat man eine grandiosen Sicht auf Luang Prabang, die 2 großen Flüsse und das gegenüberliegende Westufer mit weiteren Wats. Doch auch schon 10 Uhr brennt die Sonne erbarmungslos, und das Hemd ist schnell zum Auswringen.


Die uns angebotenen Vögel, die man am Tempel frei lassen kann und was demjenigen dann Glück bringen soll, haben wir dankend abgelehnt. Die Freiheit währt nicht lang, sind sie doch so dressiert, dass sie wieder zu ihren "Herrchen" zurückfliegen, um an den nächsten Gläubigen verkauft zu werden. Glaube und Geschäftssinn stehen sich hier nicht im Weg.
Auf dem Pilgerweg nach unten findet man in regelmäßigen Abständen immer wieder kleine Tempel, an denen die Gläubigen beten können.








Nun hatten wir aber schon ganz schön Hunger bekommen und waren gespannt auf die Laotische Küche. 2 typische Gerichte wollte ich gerne probieren. Laap, eine Art Salat aus Fleischhack, Limettensaft, Zwiebeln, Knoblauch und Minze, kann man ganz gut weiterempfehlen. Or Lam ist ein gewöhnungsbedürftiger Eintopf aus Rindfleisch, getrockneter Büffelhaut, Thai-Auberginen und einer bitteren Wurzel, an der man sich fast die Zähne ausbeißt, und die nach unsrigem Dafürhalten gruselig schmeckt. Flo hat sich dann doch lieber auf das Laab beschränkt. Eins können wir nun allerdings sagen: Freunde der Laotischen Küche werden wir eher nicht. 

Frisch gestärkt konnte es nun aber weitergehen mit dem Kulturprogramm.
Sehr nett fand ich den Wat Pa Phai, der zwar nicht besonders groß ist, aber dafür super hübsch verziert und ganz idyllisch gelegen. Veilleicht heißt er deshalb auch "Bambuswaldkloster".




Wat Sene gehört zu den wichtigsten buddhistischen Zentren der Stadt und beherbergt neben einem 6 Meter hohen stehenden Buddha 2 der schönsten und größten Drachenboote, die beim jährliche Suan-Heua-Bootsrennen ihren Einsatz finden.








Doch das bedeutendste religiöse Bauwerk des Landes ist Wat Xieng Thong, Luang Prabangs ältester Tempel, welcher zum Glück von der Zerstörung der Ho verschont blieb. Hier steht die imposante, 12 Meter hohe, vergoldete königliche Begräbniskutsche und weitere Drachenrennboote. Die Wände einiger Gebäude sind mit aufwändigen Mosaiken verziert.








Einen letzten Tempel will ich abschließend noch erwähnen. Wat Visounarat, mit seinem markanten Wassermelonen-Stupa, ist der älteste buddhistische Sakralbau der Stadt. Leider fiel er in großen Teilen der Zerstörung durch die Ho zum Opfer.




Da dieser allerdings nicht weit von unserer Unterkunft lag, brauchten wir die nächsten 2 Nächte nicht ans Ausschlafen zu denken. Pünktlich 4 Uhr weckten die Mönche mit Trommel und Gong ihre geistlichen Brüder und die Hähne, die wiederum uns aus dem Tiefschlaf rissen. Um ehrlich zu sein, hört sich der Sound aber echt gut, fast schon modern, an.


Zu den übrigen Tempeln will ich jetzt nichts mehr schreiben, aber wenigstens noch ein paar Impressionen, in Form von Bildern, einstellen:








Nach einem herrlichen Sonnenuntergang am Mekong sind wir zeitig ins Bett, da wir vorhatten, am nächsten Tag noch früher als sonst aufzustehen, um dem Almosengang beizuwohnen.


Was auch dagegen spricht, man sollte das einmal erlebt haben. Man kann das Ganze ja auch mit dem nötigen Respekt tun, ohne gleich einem Mönch vor die Füße zu springen und ihm die Kamera ins Gesicht zu halten - leider nichts Ungewöhnliches bei manchem asiatischen Touristen.
Mir ist mal ein netter Spruch vor die Augen gekommen:
"Monks and Monkeys aren't different." Das trifft es sehr gut, denn beides löst bei Touris einen starken Foto-Reflex aus.


Interessant war es jedenfalls zu beobachten, wie alles für den Almosengang hergerichtet wurde. Kleine Stühle stellte man für die Laien am Rand der Straße in langen Reihen auf, Reis zum Spenden wurde verkauft, Teppiche ausgerollt und sich schließlich wartend mit dem Topf voller Reis an den Rand gesetzt. Noch war es dunkel, doch pünktlich 6 Uhr strömten die Mönche aus ihren Klöstern und schritten still die Strasse entlang.
Ich habe schon das Schlimmste erwartet, Gedränge, wildes Umherfotografieren usw., aber viele Stühle blieben leer. Schon fast etwas enttäuscht, sind wir kurzerhand in eine kleine Seitenstrasse umgezogen. Hier war alles gleich viel authentischer, ohne viele Touristen und ohne Plastikstühle. Die Gläubigen hatten ihre Teppiche ausgerollt und knieten mit den Töpfen voller Reis im Arm am Straßenrand nieder. Eine nicht enden wollende Kette von Mönchen kam die Straße entlang, um ihre morgendlichen Almosen zu empfangen, da es ihnen untersagt ist, nach Sonnenuntergang noch etwas zu essen. 
Die Ältesten gingen voran, die Jüngsten zum Schluss, Wat für Wat. Manche bekamen gerade so viel Reis von jedem, wie zwischen 3 Finger passt, andere wiederum kleine Tüten mit Reis oder sogar auch mal eine Banane. 




Doch am Wegesrand saßen auch noch einige Bedürftige, bei denen es genau anders herum ist. Sie bekommen eine kleine Ration von den Mönchen, damit sie überhaupt etwas zu essen haben und ihre Familie ernähren können.
Ein paar Schnappschüsse haben wir gemacht, dann aber die Kameras bei Seite gelegt, um der Zeremonie anmutig beizuwohnen.

Kurioses gibt es immer und überall, vor allem aber auf asiatischen Märkten. Neben Insekten, Larven, zotteligen Innereien, die noch nicht einmal mir bekannt sind, gibt es Eiscafé in der 1/2 l Plastiktüte, getarnt als Papiertüte. Gut, dass das bei uns nicht erhältlich ist, sonst müsste ich mir irgendwann einen Tropf legen lassen.



Tatsächlich hatten wir nun alle Tempel auf der Halbinsel abgeklappert und wollten nun an das Westufer übersetzen. Gesagt, getan. In einem wackeligen Kahn ging es schaukelnd über das braune Wasser des hier sicher über 100 Meter breiten Mekongs. Nur das Boot auf der Rückfahrt sollte noch spartanischer sein. 

Von Touristen wohl nur wenig frequentiert, hat man ein recht authentisches Bild vermittelt bekommen, in was für Behausungen die Leute außerhalb von Luang Prabang wohnen. An was ich mich allerdings nie gewöhnen werde, ist nicht die Armut, sondern wie man inmitten des ganzen Mülls und Drecks hausen kann. Es scheint einfach keinen zu stören. Deshalb wird es wohl auch noch lange dauern, bis man das in die Köpfe rein bekommt und ein Umdenken in ganz Südostasien in Sachen Nachhaltigkeit und Umweltschutz stattfindet. In Vietnam ist es schon etwas besser geworden, aber je weiter unsere Reise nach Westen ging, je ärmer das Land, umso so krasser ist es uns aufgefallen.

Auf der Westseite ist das nette kleine Wat Xieng Mene zu erwähnen, in welchem wir die Gläubigen bei ihrem Gebet beobachten konnten.

Außerdem ist das Waldkloster Vat Long Khoun von Bedeutung, wohin sich 1975 zeitweise die Könige zurückgezogen haben, und Thronanwärter an diesem Ort 3 Tage lang vor ihrer Krönung meditierten. Die Wandmalereien aus dem 18. Jh. fand ich dort besonders schön.


Die Höhle in der Nähe hätte man sich allerdings sparen können; das laotische Pendant zur schon erwähnten Hölle im "Verbotenem Tal" in der Trockenen Halong-Bucht.
Der eigentliche Grund hierher zu kommen, war zweifelsohne die Aussicht vom Vat Chom Phet, der auf einem kleinen Hügel liegt. Auch wenn der Tempel selbst in einem kläglichen Zustand ist, lohnt sich der Blick über den Mekong auf Luang Prabang, aus dem der Phou Si mit seiner vergoldeten Stupa herausblitzt.



Jetzt hatten wir aber erst einmal genug und wollten vorerst keine Tempel mehr sehen. Schnell mit der "Fähre" zurück nach Luang Prabang, dann haben wir auch gleich wieder ein Boot für unsere Sonnenuntergangsfahrt klar gemacht. Denn schon 17 Uhr mussten wir aufbrechen, da es ja eine Stunde später schon wieder stockdunkel ist. 



Wie sich herausstellte, waren wir neben unserem sehr jungen Fährmann die einzigen an Board. Uns hat das weniger gestört. 
Er verfügte über erstaunliche Englischkenntnisse, was bei diesem Berufsbild nicht oft der Fall ist. So konnten wir sehr viel über das Leben in Laos, auf dem Mekong und über ihn und seine Familie erfahren. Man sollte wirklich immer wieder froh und dankbar sein, dass man in Deutschland geboren ist.
Da wir noch das letzte Sonnenlicht mitnehmen konnten, und der Wasserstand in diesem Jahr etwas früher als gewohnt zurückging, war es uns möglich, einen Blick auf die Gärten am Fluss zu werfen, die die Einheimischen gerade anlegten.


Dann kam die Zeit, unseren Aufenthalt in Laos beim Sundown ausklingen zu lassen. Man könnte es schlimmer treffen.

Kambodscha

Schön und schrecklich zugleich; sowohl damals wie auch heute.
Kambodscha hat eine der beeindruckendsten Sehenswürdigkeiten zu bieten, auf der anderen Seite auch eins der grausamsten Kapitel der Geschichte überhaupt. Angkor Wat, die größte Tempelanlage der Welt, ist allen ein Begriff, die Zeit der "Roten Khmer" oder "Khmer Rouge" unter Saloth Sar (alias Pol Pot) den meisten wohl leider auch.
Ich habe mich sehr viel mit dem Thema beschäftigt, könnte darüber wohl tagelang schreiben, versuche aber, es aufs Nötigste zu beschränken:
"3-8-20" - 3 Jahre, 8 Monate, 20 Tage - in dieser kurzen Zeit hat es "Bruder Nr. 1", wie sich Pol Pot auch nannte, mit seinen maotisch beseelten Gehilfen geschafft, 20 % der kambodschanischen Bevölkerung auszulöschen. 
Am 17.04.1975 war eine ganze Nation erleichtert, als nach Jahren des Bürgerkrieges die Kommunisten in Phnom Penh einmarschierten. Innerhalb von nur 48 Stunden wandelte sich die anfängliche Begeisterung in blankes Entsetzen, denn die Städte wurden von den siegreichen Truppen komplett entvölkert.
Pol Pot und sein Freund Khieu Samphan (späterer Parteivorsitzender), die zusammen in Frankreich studiert haben und mit den Grundsätzen des Kommunismus in Kontakt gekommen sind, gründeten zusammen mit Ieng Sari (späterer Außenminister) die Revolutionäre Volkspartei Kampuchea (KPRP). Zum Ziel hatten sie es sich gesetzt, eine Art "Steinzeitkommunismus" einzuführen. Jeder sollte dem anderen gleichgestellt sein. Besitz und Geld, Bildung, Schulen und Lehrer, Gesetze, Polizei und Militär, Religion, nutzlose Berufe wie Musiker, Tänzer, Ärzte usw. wurde alles abgeschafft, Klöster wurden zerstört. Es sollte quasi alles auf NULL gestellt werden, um eine Gesellschaft ohne Unterdrückte und Unterdrücker zu schaffen. 
Die "verweichlichten" Städter wurden aufs Land zwangsevakuiert und mussten als "Neues Volk" neben dem privilegiertem "Alten Volk" (ehemalige Bauern) Zwangsarbeit verrichten. Im neuen Reich "Angka" sollte die Reisproduktion verfünffacht werden und die Ausmaße der Bewässerungssysteme noch die der Angkor-Zeit übertreffen. Ein völlig unrealistischen Ziel. Um das zu erreichen, wurde bis zur äußersten Erschöpfung mit einfachsten Werkzeugen gegraben und geackert. Ein Teller dünner Reissuppe am Tag war oft die einzige Nahrung. Tausende Menschen starben in Folge von Krankheiten, Erschöpfung und Mangelernährung.
Dem nicht genug, wurden Familien nicht nur zerrissen, sondern systematisch ausgerottet. Jeder, der auch nur im Ansatz Bildung erkennen ließ, und wenn er nur eine Brille trug, jeder, der in der Vergangenheit Besitz und einen Namen hatte, jeder, der die Hände zum Gebet faltete, jeder, der aus Hunger, etwas Reis stahl, jeder, der auch nur im Ansatz widersprach oder seine Familie oder einen Freund schützen wollte, jeder, der der KPRP nicht in den Kram passte, wurde als Feind der Ideologie bezichtigt und exekutiert, mitsamt seiner ganzen Familie. Man wollte keine Hinterbliebenen überleben lassen, die sich irgendwann einmal an der Partei rächen könnten.
Die Paranoia ging sogar so weit, dass die Tötungsmaschine sich in den eigenen Reihen fortsetzte. Jeder war irgendwann verdächtig, keiner traute mehr dem anderen, überall wurde eine Verschwörung vermutet. Geständnisse wurden erzwungen, andere angeschwärzt, nur um sich selbst zu entlasten. Kinder stellten ihre eigenen Eltern an den Pranger und wurden selbst zu grausamen Vollstreckern.
Gemäß dem Motto: "Lieber ein Dutzend Unschuldiger verhaftet, als einen Schuldigen entkommen zu lassen."
Zeugen der Zeit sind u.a. das Foltergefängnis Tuol Sleng in Phnom Penh und die Killing Fields in Choeung Ek.
Wären im Dezember 1978 nicht die Vietnamesischen Gruppen in Kambodscha einmarschiert, hätte sie sich wohl selbst noch gegenseitig ganz ausradiert.
Am 08. Januar 1979 war die Ära Pol Pot offiziell beendet, und er floh ins Exil. Doch es sollte noch bis 1997 dauern, bis die Roten Khmer, die sich in der Nähe von Battambang verschanzt hatten, endgültig besiegt wurden. An diesem Zustand nicht ganz unschuldig waren die USA und die europäische Staaten, die den Einmarsch der Vietnamesen nicht als Befreiung von einem grausamen Regime sahen, sondern dies für einen "aggressiven Akt gegen die Selbstbestimmung Kambodschas" verurteilten. Für mich ist es wirklich unbegreiflich, wie die Roten Khmer noch ihren Sitz in der UNO beibehalten konnten und darüber hinaus sogar finanzielle Unterstützung und militärische Ausbildung erhielten.
Um zum Ende zu kommen: Seit 1998 ist Pol Pot tot, einzelne "Größen" der Roten Khmer wurden vor ein internationales Tribunal gestellt, welches lange Zeit durch eine immer noch korrupte Regierung behindert wurde. Korruption zieht sich bis jetzt wie ein roter Leitfaden durch Land und Regierung und verhilft einem Premierminister wie Hun Sen, selbst ehemaliger "Khmer Rouge", seit 1985 mit seiner CPP (Cambodian People´s Party) an der Macht zu bleiben. Auch wenn es dafür heißt, Köpfe rollen zu lassen.

Harter Tobak, aber trotzdem oder vielleicht auch gerade deshalb ist Kambodscha eine Reise wert.

10.-12.10.2018 - Warum man sich schwer tut, Phnom Penh zu mögen

Schon am frühen Nachmittag sind wir in Phnom Penh gelandet. Der letzte Tag des Bon Phchum Ben, dem Fest der Toten, an dem man den Verstorbenen gedenkt und für sie opfert. In den 3 Tagen ist Ausnahmezustand im ganzen Land, da alle zu ihren Familien fahren, um mit ihnen zu feiern und in die Tempel pilgern, um zu beten. Wir hatten also etwas Sorge, da in der Zeit nahezu alles ausgebucht sein soll und man nur schwer und überteuert ein Transportmittel bekommen würde. So die Theorie.
Umso überraschter waren wir bei unserer Ankunft, wie reibungslos alles funktioniert hat. Der Linien-Bus stand schnell bereit, und außer uns fuhr nur ein einziger Fahrgast mit in die Stadt. Auch hielt sich der Verkehr in Grenzen. Das kannten wir ganz anders aus Asien.
Da wir gerne alles zu Fuß erkunden, haben wir uns gleich am belebten Sisowath Quay, direkt am Tonle Sap, ein Guesthouse gesucht, was wir mit Sicherheit gut wieder finden würden und das auch in Reichweite vieler Sehenswürdigkeiten liegt.



Kaum eingecheckt, ging es auch schon wieder vor die Tür, um Phnom Penh zu entdecken. Gleich um die Ecke lag Wat Ounalom. Der Haupttempel von Kambodschas Buddhisten, deren Grundstein zur gleichen Zeit wie der von Phnom Penh gelegt wurde, gelang unter den Khmer Rouge zu tragischer Berühmtheit. 500 Mönchen sollen hier einst gelebt haben. Die Roten Khmer wüteten an diesem Ort besonders brutal, töteten den Patriarchen und warfen seine Statue in den Tonle Sap. Inzwischen ist der Wat restauriert, das Bildnis aus dem Fluss geborgen, der amtierende Patriarch und die Mönche beleben die Anlage; eine symbolische Wiederauferstehung. Im goldenen Chedi soll eine Augenbraue (Ounalom) Buddhas aufbewahrt sein.
Haben wir noch die Tempel von Luang Prabang im Sinn, erscheint uns manches etwas sparig oder gar kitschig. Bedenkt man aber, innerhalb welch kurzer Zeit sich das Land wieder rehabilitiert hat, nachdem man alles, was ein Volk ausmacht, zerstört hat, spreche ich meinen tiefsten Respekt dafür aus.  








Der Überlieferung nach fand im 14. Jahrhundert die reiche Dame Penh am Ufer des Tonle Saps 4 Buddha-Statuen, in den Ästen eines angespülten Banyan-Baums. Nach der Zerstörung von Angkor Thom floh der einzig überlebende Prinz mit seinen wenigen Anhängern in den Süden, um eine neue Heimat ausfindig zu machen. Bei einer Rast trafen diese auf das Fräulein und errichteten auf einem Hügel (Phnom) einen Tempel, für die aus Angkor angespülten Statuen. Um diesen sollte schon bald die neue Hauptstadt entstehen; Phnom Penh - Hügel der Penh.
Heute ist Wat Phnom Daun Penh der am meisten verehrte Ort der Stadt. Frauen pilgern zum Schrein der Großmutter Penh, um Opfergaben darzubringen.
Im Neak Ta Preah Chau, auf halber Höhe, herrscht bei vietnamesischen und chinesischen Bewohner Kambodschas ständiges Kommen und Gehen, um eine taoistische Gottheit anzubeten. 

On top auf dem 27 m hohen Hügel befindet sich der Preah Vihear mit einem großen sitzendem Buddha und Unmengen von bunten Kerzen. Das Hauptgebäude wird nur noch vom großen weißen Chedi Thom überragt, der zu Kolonialzeiten von den Franzosen als Wachturm zweckentfremdet wurde. 


Doch auch hier waren wir völlig überrascht, dass es trotz dem Feiertag wie leer gefegt war; keine Verkaufsstände am Fuße des Bergs, keine Bettler auf der Naga-Treppe, kaum Gläubige zum Gebet. Wir können es uns nur so erklären, dass alle zu ihren Familien von der Stadt aufs Land hinausgefahren sind. Auch wenn wir sonst froh sind, jeglichem Gedränge zu entkommen, schwindet der Charme etwas, wenn an so einem Ort gleich gar nichts los ist. 


Für den ersten Tag wollten wir uns noch nicht gleich komplett kulturell zudröhnen. So beschlossen wir, noch etwas planlos durch die Strassen und Hinterhöfe zu ziehen. Dabei hat sich Phnom Penh nicht wirklich von seiner besten Seite gezeigt; hinter der Fassade Gestank und Müll, so weit das Auge oder die Nase reicht.


Doch was wir viel schlimmer fanden, wie sich uns die Glanzseite am Sisowath Quay uns präsentierte. Hätte ich Flo mal lieber nicht darauf aufmerksam gemacht, denn das war fast zu viel für sein sensibles Gemüt. An jeder Ecke am Boulevard, in jedem Café, in jeder Kneipe, alte Männer mit jungen Khmer, nicht selten minderjährig. Man darf es den Mädchen nicht verübeln, schließlich ist es oft ihre einzige Chance, der Armut zu entkommen. Doch wenn man bedenkt, das Kambodscha weltweit an Stelle 1 in Sachen HIV rangiert, könnte man schlichtweg nur noch kotzen! Wir mussten uns das jeden Tag anschauen, weil ja kein Weg an der Öffentlichkeit vorbeigeht. 

Wir wollten danach nicht noch mal vor die Tür und haben gleich in unserem Guesthouse was Feines gegessen. So war der Tag wenigstens wieder etwas gerettet. 
Amok ist ein typisch kambodschanisches Kokoscurry, was man traditionell mit Fisch isst. Loc Lac ist eher ein Salat mit kurz Gebratenem, was man über einem Beet aus Gurken und Tomaten serviert, meist darüber ein Spiegelei. Das Geheimnis liegt aber in einer leckeren Sauce aus Pfeffer, Salz und Limetten. So richtig gut war es allerdings nur im Tonle Sap Guesthouse.

Am nächsten Morgen sind wir schon wieder früh los. Es stand einiges auf unserer To-do-Liste. Doch erst einmal mussten wir uns stärken. Wir hatten ja grundsätzlich unsere Unterkünfte ohne Frühstück gebucht, weil man auf der Straße gut, authentisch und vor allem günstig essen kann. Aber manchmal war es auch eine ganz schöne Herausforderung, überhaupt was zu finden. Wählerisch sollte man dann allerdings nicht mehr sein. Flo hatte eh etwas Problemchen mit seinem Verdauungstrakt, doch ich konnte ihn wenigstens zur einer Portion gebratenen Reis überreden. Ich war wie immer sehr experimentierfreudig, und da mein Khmer soweit dann auch nicht gereicht hat, habe ich einfach auf alles gezeigt, was ich noch nicht kannte. Das was in meinem Süppchen aber wie eine Leber aussah, aus der eine Horde spielsüchtiger Ringelwürmer ein Labyrinth gebastelt haben, schob ich mit meinen Stäbchen immer wieder hin und her. Todesmutig habe ich doch ein winziges Stückchen abgebissen und mich gewundert, warum der Typ mir gegenüber das Gesicht verzieht. Als er Flo dann lachend angestupst und unter den Tisch auf seine wohlweißlich aus seiner Suppe entsorgte Leber gezeigt hat, leistete meine der seinen schnell Gesellschaft. Also wenn Einheimische schon mal etwas verschmähen, dann sollte ich das vielleicht lieber auch tun.
Wie man sieht, ich lebe noch und erfreue mich auch nach diesem Asienaufenthalt bester Gesundheit.


Um die Ecke war auch gleich das Nationalmuseum. Wie ihr schon erfahren durftet, klammern wir so etwas gerne aus. Aber zumindest von außen wollten wir die beeindruckenden terrakottafarbenen Gebäude sehen.





Dann haben wir uns endlich auf den Weg gemacht, den Königspalast und die Silberpagode zu besuchen. Am frühen Morgen ist wirklich das beste Licht, um schöne Fotos zu machen, nicht ständig gegen die Sonne zu schauen und den Busladungen von Reisegruppen zu entkommen. Doch schon gegen 10 Uhr wird es dann so unerträglich heiß, so dass es einem schwer fällt, sich alles mit der nötigen Ruhe anzuschauen und man sich statt dessen von einem schattigen Plätzchen zum nächsten flüchtet. Gut, wenn man dann daheim sitzt und sich die Bilder noch einmal ohne erschwerende Umstände anschauen kann. 





Der Palast entstand im 19. Jahrhundert mit französischer Unterstützung. Noch heute ist er offizielle Residenz von Kambodschas derzeitigem König Norodom Sihamoni. Einige Bereiche dürfen deshalb gar nicht betreten werden, andere sind nur teilweise zugänglich, wenn nicht gerade irgendeine Zeremonie ansteht, wie in unserem Falle in der Thronhalle. Leider waren auch der hübsche Tanzpavillon, welchen man schon von Weitem vom Fluss aus sieht, und der Pavillon von Napoleon III, wegen Renovierung verschleiert.
Aber das konnten wir verkraften, denn beeindruckend war die Anlage allemal, auch wenn wir ein kleines Déjà-vu (alias Wat Phra Kaeo in Bangkok) hatten.
Die Silberpagode verdankt ihren Namen 5000 silbernen Bodenfliesen, mit denen diese von den Erbauern geschmückt wurde. Vielleicht würde manch ein Tourist gut daran tun, sich wenigstens etwas zu belesen, dann wäre er nicht achtlos an den wenigen nicht verdeckten Exemplaren im Eingangsbereich vorbei gerannt.
Leider herrscht im Inneren des Tempels striktes Fotografierverbot, schließlich beinhaltet er auch eine Sammlung der bedeutendsten Buddhafiguren, wie den namensgebenden Smaragdbuddha - Wat Phra Keo Monorat. 




Wer einmal Buddhas Fußabdruck sehen will, ist hier ebenfalls richtig. Man findet ihn in einem Nebengebäude auf dem Gelände zwischen zahlreichen Stupas. Zum Glück musste er (laut Flo) offensichtlich nie Schuhe tragen... *ggg*

Ein strammer Fußmarsch stand uns nun bevor. Vorbei ging's am Unabhängigkeitsdenkmal, ein kurzer Zwischenstopp im Wat Langka, zu unserem Ziel, einem ehemaligen Schulgebäude in der Straße 113. 
Das Tuol-Sleng-Genozid-Museum hat auch unter "S-21" traurige Bekanntheit erlangt. Zu Zeiten der Roten Khmer wurde es zum größten Untersuchungsgefängnis landesweit umfunktioniert. Wer einmal hier gelandet ist, kam nicht mehr heraus bzw. nur noch bis zu den Killing Fields in Choeung Ek. Folter waren an der Tagesordnung, um selbst die Unschuldigsten noch zu Geständnissen zu bringen, die sie von ihren Qualen erlösen würden. Von 17000 Menschen, die in und durch diese Einrichtung kamen, konnten nur noch 7 Überlebende 1979 von den Vietnamesen befreit werden. Selbst Babys wurden hingerichtet, aus Angst, sie könnten sich später rächen.

Die Räume hat man zum Großteil so belassen, wie sie damals vorgefunden wurden, damit sie heute noch als Museum und Mahnmal für nachfolgende Generationen dienen. 


Der Fotograf Ha Va Tay und der Maler Vann Nath, Intellektuelle, die es normalerweise zur vernichten galt, überlebten das Martyrium gerade aufgrund ihrer Fähigkeiten. So hatte der eine jeden einzelnen Gefangen zu fotografieren, der andere Folter-Szenarien aus dem Gedächtnis zu zeichnen. Die Roten Khmer konnten ihre Archive nicht mehr rechtzeitig vernichten, und so kann man heute noch die Bilder an den Wänden der Zimmer sehen; ein grausames Zeugnis für die Ewigkeit. 

Die letzten Opfer fesselte man offensichtlich aufs blanke Bettgestell, um sie so zu ermorden. Zahlreiche Minizellen wurden provisorisch mit Hilfe von Ziegeln oder Holzverschlägen in den ehemaligen Klassenzimmer errichtet, worin kaum ein einzelner Mensch Platz fand.


Als Toilette diente ihnen nur eine ausrangierte Munitionskiste, ironischerweise cal. 50 made in America. Aus Erzählungen weiß man, dass man die Gefolterten anhielt, ihre eigenen Exkremente zu essen. Ich erspare allen weitere Details.
Nicht einmal der Freitod war ihnen vergönnt, der Stacheldraht an den Fenstern und Balustraden der Balkone sollte die Gefangenen auch davon abhalten. 
Der Schulhof wurde schnell zum Friedhof.



Kaing Guek Eav (alias Duch), der Chef des Folterlagers S-21, laut Presse der "kambodschanische Himmler", wurde nach langem Hinauszögern schließlich als erstes vors internationale Tribunal gestellt und 2010 zu 35 Jahren Haft verurteilt. Das Strafmaß wurde 2 Jahre später auf lebenslänglich erhöht. Er bekannte sich als Einziger für schuldig.
Weitere Verurteilungen folgten, so 2014 "Bruder Nr. 2" Nuon Chea und Khieu Samphan, ebenfalls zu lebenslanger Freiheitsstrafe.
Ieng Sari starb 2013 aufgrund eines Herzleidens, bevor er vors Tribunal gestellt werden konnte. Seine Frau Ieng Thrith (unter Pol Pot Sozialministerin) wurde 2013 wegen fortschreitender Demenz aus der Haft entlassen. 
Und schließlich Pol Pots Nachfolger Ta Mok, bekannt unter "der Schlächter", starb 2006 inhaftiert an Altersschwäche.
Hättet ihr die Interviews in "Die Kinder der Killing Fields" gelesen, würde man ihnen etwas weniger Gerechtes wünschen. Wer sich für das Thema interessiert, ein guter Buchtipp...

So, jetzt nix wie raus!!! Egal wohin, und wenn es zum Psar Thmei ist. Architektonisch doch etwas außergewöhnlich, sollte man ihm schon mal einen Besuch abgestattet haben. Wie in jedem großen Markt Asiens sitzen an zentraler Stelle die Besserverdiener, wie z.B. Goldhändler. Die Unteren in der Hierarchie findet man ganz am Rand.


Eins ist aber klar, egal wo man sich im Gebäude befindet, alles ist mit Gedränge und Lärm verbunden. Hatten uns Hunger und die Neugier hereingelockt, packte uns ob unserer strapazierten Nerven schnell wieder der Fluchtinstinkt.




Aber auch im Freien wollte es nicht mehr so recht gelingen, den Tag wieder herumzureißen. Doch man muss sich vor Augen halten: Wenn man ausrückt, um ferne Länder kennen zu lernen, kann man nicht erwarten, dass auch alles schön ist, was man zu sehen bekommt. Ich bin dankbar für jede Erfahrung und für alles, was ich dazulernen kann.

Einen schönen Abschluss sollte der Tag dennoch haben, bei unserer Sonnenuntergangsfahrt auf dem Tonle Sap







Wenn man von Phnom Penh dann immer noch nicht die Schnauze voll hat, dann fährt man am nächsten Tag halt noch zu den Killing Fields nach Choeung Ek.
Das Tuk Tuk, welches wir am Vortag für unschlagbar günstig hielten und eigentlich gleich für den nächsten Morgen klar gemacht hatten, ist vermutlich kurzfristig einem lukrativerem Angebot zum Opfer gefallen. Machte aber nichts, denn derer Kleinstunternehmer gibt es hier ja genügend, und zum Handeln bin ich immer willig.
Hätte uns nicht wirklich jedes auch nur noch so spärlich motorisierte Vehikel auf der Fahrt zu und von den Killing Fields überholt, wäre uns der freundliche Khmer am nächsten Tag sicher gleich sehr gelegen gekommen, uns von Phnom Penh zu befreien. Doch das Strecke-Zeit-Verhältnis war einfach konkurrenzlos schlecht, so dass wir dann doch lieber den Bus genommen haben.
Die Fahrt heute war auf jeden Fall sehr abenteuerlich. Erstaunlich, wo man mit einem Tuk Tuk überall durchpasst. Wenn der Fahrer das doch auch mal auf der Straße probiert hätte, anstatt sich immer hinten anzustellen. Hätte er lieber mich mal ans Steuer gelassen.

In Choeung Ek angekommen, haben wir uns ausnahmsweise doch mal mit einem Audio-Guide bewaffnet, da man von einem Massengrab in der Regel nach einigen Jahren nicht mehr so viel sieht. Doch das war uns eigentlich schon im Vornherein klar. Ich finde, man muss so einen Ort spüren und erleben, sich dessen bewusst sein, worauf man seine Füße setzt, was hier passiert ist, wie viele Menschen auf welch grausame Art an dieser Stelle ihr Leben verloren haben.
Als man vor Jahren den Friedhof gefunden hat, glich es einem Horror-Szenario. Die Erde hatte sich aufgrund der ganzen verwesten Körper aufgebäumt, es soll bestialisch gestunken haben. Viele Gebeine wurden ausgegraben, die Schädel nach Alter und Geschlecht sortiert, die Todesursache und das wahrscheinliche Tötungswerkzeug anhand der Verletzungen festgestellt, und sie dann in einer Stupa zum Gedenken aufgereiht. Da das Grauen aber kein Ende nehmen wollte, hat man irgendwann beschlossen, die restlichen Opfer in Frieden unter der Erde ruhen zu lassen.





Dies war die Endstation für alle, die man nach den Verhören im S-21 immer nachts in Lastwagen hierher verschleppt hat. Um Munition zu sparen, wurden die Gefangenen mit verschiedenen einfachen Werkzeugen (wie Äxte) erschlagen, ihre Kehlen an den spitzen Kanten von Palmenblättern aufgeschlitzt, Babys wurden einfach an einem Baum erschlagen, währenddessen ihre Mütter dabei zuschauen mussten. Damit man sicher sein konnte, dass die Hingerichteten auch wirklich tot sind und der Verwesungsgeruch sich nicht ausbreitete, wurden sie zusätzlich noch mit Chemikalien übergossen.


Um die Schreie der Todgeweihten zu übertönen, schallte aus den Lautsprechern ständig Propagandamusik, deren surrealer Klang einen direkt ins Mark traf. Wir haben es gehört, auch die Berichte von Opfern, die es doch irgendwie überlebt haben. Man ist in so einem Moment einfach nicht mehr in der Lage, die Tränen aufzuhalten.
Leb wohl Phnom Penh!!!

13.10.2018 - Kompong Chhnang / Schwimmende Dörfer im Tonle Sap

5 Uhr, blutroter Sonnenaufgang über Phnom Penh.

Es war schon nicht so leicht, einen Bus nach Kompong Chhnang aufzutreiben, in die ehemalige Hauptstadt Oudong hingegen unmöglich; zumindest für uns als Touristen, wenn man nicht mit Dollarn wild um sich schmeißen und ein Taxi ordern will. Dafür würde man aber auch jedes authentische Erlebnis einbüßen.
So entschieden wir uns also, Oudong nicht zu bereisen und dafür am Ende mehr Zeit für Angkor Wat zu haben.
Das Busticket erhielten wir jedenfalls nur zum vollen Preis nach Battambang, auch wenn wir uns schon vorher in Kompong Chhnang rauswerfen lassen wollten. Trotzdem war es besser, dass wir noch einmal einen Blick aufs Handy geworfen haben und unsere Route Dank maps.me während der Fahrt gut verfolgen konnten, sonst wären wir am Ziel glatt vorbeigerauscht.
Wir sind ja nicht mehr im gut organisierten Vietnam. Hier ist eindeutig mehr Eigeninitiative gefragt.

Die kleine Stadt Kompong Chhnang liegt am Tonle Sap Fluss und ist bekannt für ihre Stelzenhäuser an dessen Ufer und die Schwimmenden Dörfern auf dem Fluss. Hingegen zu den Floating Villages am Nordufer des Sees, die leicht von Siem Reap aus zu erreichen sind, verirrt sich in diese Region kaum ein anderer Tourist. Genau aus diesem Grund wollten wir gerade hierher kommen, wo die Einwohner noch nicht so auf Abzocke aus sind und einem sehr freundlich begegnen. Dafür ist es allerdings etwas schwieriger mit der Verständigung und dem Transfer.

Wir hatten ein ganz tolles Zimmer gefunden, unsere Rucksäcke abgestellt und gleich wieder in die Stadt aufgemacht.

Nun geht es sich aber bei uns nicht immer aus, auch zu der Zeit zu essen, in der die Einheimischen gewöhnlich ihre Mahlzeiten einzunehmen pflegen, was sich in Form eines bescheidenen Angebots deutlich bemerkbar machte. Irgendwann haben wir zum Glück doch noch einen Stand mit Essbarem gefunden, aber und dort wohl mit den letzten Resten begnügen müssen. So freudestrahlend uns der Kerl noch Reis mit Hühnchen und Ingwer vor die Nase gesetzt hat, so sehr hat er mit sich gerungen, nachdem er meinen Teller ohne Reis und Ingwer zurückbekommen hatte. Die nicht verwertbaren Essensreste flogen zwar in den Müll, das Pseudo-Hühnchen wurde allerdings lieber doch noch mal für den Nächsten weniger anspruchsvollen Kunden bei Seite gestellt. Aber blanke Knochen sind für meine zarten Beißer doch etwas zu derb. Ich war froh, dass der Reis wenigstens gekocht war. Das hat es fürs Erste dann schon mal getan.
Der Nachschlag eine Stunde später, in Form eines Eiscafes, ist in Kambodscha auch nur bedingt zu empfehlen. So lecker dieser in Vietnam ist, so sehr ist er hier zum Abgewöhnen. Ich habe es noch einige Male versucht, ein paar Tage später den Absprung dann aber endgültig geschafft. So viel Zucker ist sogar für mich Junkie zu viel.

Einem ganz besonderen Phänomen unterliegt der Tonle Sap See, der größte Süßwassersee Südostasiens. Gleichzeitig mit Beginn der Regenzeit beginnt auch die Schneeschmelze im Himalaja, deren Wassermassen in den Mekong münden. Er führt dann viermal soviel Wasser wie üblich und drückt somit alles in den Tonle Sap Fluss. Dabei ändert dieser seine Richtung, und der See schwillt von 2500 qkm auf 10000 an. Zum Ende der Regenzeit fließt das Wasser dann langsam wieder zurück, der Fluss ändert erneut seine Richtung und der See beginnt wieder zu schrumpfen.
Um diese massiven Pegel-Schwankungen zu kompensieren, sind die Häuser auf bis zu 10 Meter hohen Stelzen gebaut. Zu gerne hätten wir diese Konstruktion einmal steil aufragend gesehen, doch waren wir ja in der Regenzeit dort. Dafür mussten wir uns nicht den ganzen Müll anschauen, der zum Vorschein kommt, wenn das Wasser verschwunden ist und man zwischen den Stelzen umherspazieren kann.
In der Trockenzeit leben die Menschen aber nicht nur in den Häusern, sondern nutzen auch den Raum darunter als Lager, Werkstatt, für Vieh usw.
Wenn man sich über den Damm, der die 2 Teile Kompong Chhnangs verbindet, zum Fluss begibt, kann man links und rechts davon die Häuser sehen und einen kleinen Eindruck davon bekommen. Noch schöner ist es allerdings, wenn man sich ein kleines Boot mietet, und damit alles vom Wasser aus erkundet.






Am Ufer sieht man noch die Häuser auf den Stelzen, doch schon bald kommt man zu den Schwimmenden Dörfern. Als unser Bootsmann den Motor abgestellt und auf Ruderbetrieb umgestiegen ist, sind wir ganz entspannt zwischen den Häusern hindurch geglitten. Man kam so nah heran, dass man direkt ins Wohnzimmer schauen konnte. Die Kinder winkten uns zu, die Erwachsenen grüßten freundlich.








Zur Mittagszeit sind natürlich die meisten nicht so dumm wie wir, sondern liegen die Hitze in der Hängematte aus. Was nicht heißen soll, dass sie faul sind. Aber um diese Zeit zu arbeiten, ist auch wirklich eine Zumutung. Ich war richtig froh, dass unser freundlicher Ruderer mir seinen Hut über mein Kopftuch gestülpt und noch einen Schirm ausgepackt hat.

Auf dem Fluss gibt es alles, was man sich nur vorstellen kann; Tankstellen, Schulen, Geschäfte, sogar eine schwimmende Moschee.

Die Häuser werden morgens mit Booten beliefert und die Kinder zur Schule gebracht. Das Dorf wurde nicht für Touristen erschaffen, hier wird wirklich auf dem Wasser gelebt. Denn die meisten Bewohner der schwimmenden Dörfer sind Vietnamesen. Da Ausländer in Kambodscha keinen Grund besitzen dürfen, sind sie einfach aufs Wasser ausgewichen.
Wenn man die Kinder ins braune Nass springen sieht, will man es ihnen am liebsten gleich tun. Der ganze Fluss ist voll von Wasserpflanzen, wo man erst genauer hinschauen muss, um zu sehen, dass diese auch die ganze Zeit mitschwimmen.


Ein sehr schöner und interessanter Ausflug. Heute ist die Welt wieder in Ordnung.


Nach unserer 2stündigen Bootstour waren wir dann aber trotzdem froh, wieder auf eigenen Füssen zu stehen. Wir sind dann noch etwas am Flussufer entlang spaziert und haben dem emsigen Treiben der Einheimischen zugeschaut. 



Noch ein kurzer Besuch von Wat Yeary Tep, wo wir gleich von einer Schar Kinder belagert wurden, dann wollte ich unbedingt das hiesige Rathaus ausfindig machen.



In meinem Führer hatte ich gelesen, dass sich dort auf dem Gelände einer Horde halbwilder Affen tummeln soll. Da die in Deutschland meist einen Kopf größer als ich und weniger behaart sind, außerdem eher IM als vorm Rathaus sitzen, war ich total aufgeregt, hier mal einem echten Primaten in freier Wildbahn zu begegnen. Und tatsächlich, schnell waren wir in bester Gesellschaft. Ein Mädel war gleich von Flo sichtlich angetan. Aber wehe, man hat am Foto das Objektiv ausgefahren, dann sah sie weder niedlich noch entzückend aus. Ich war jedenfalls begeistert, und wollte mich gar nicht wieder trennen. Aber dies sollte nicht unsere einzige Begegnung mit den Resusäffchen bleiben.








14./15.10.2018 - Battambang / Kambodschas Reiskammer

In Kambodschas Reiskammer fahren gerne auch einheimische Touristen, wie wir später von einem jungen Pärchen aus Siem Reap erfahren durften, mit dem wir im Bus Bekanntschaft gemacht haben. Denn diese Gegend ist einfach noch viel fruchtbarer, und die Reisfelder erstrahlen in sattestem Grün, dazwischen Palmyra- und Kokospalmen soweit das Auge reicht. Wunderschön anzuschauen.

Unser Busticket zur Weiterfahrt hatten wir gleich am Tag davor organisiert. Mangels geeigneten Sprachkenntnissen war es gar nicht so einfach, exakt den Plastikstuhl in Kompong Chhnang zu finden, auf dem genau die Dame saß, die uns die richtigen Fahrkarten verkaufen konnte. Umso mehr waren wir am nächsten Morgen gespannt, ob tatsächlich dort ein Bus stehen würde, und sich keiner einen schönen Lenz mit unseren 10 $ gemacht hat.
Die Sorge war zum Glück unberechtigt, die Menschen hier sind zum Großteil wirklich korrekt.
Schnell haben wir uns noch ein paar Bananen in den verschiedensten abenteuerlichen Ausführungen zum Frühstück besorgt, denn man wusste ja nicht, was man die nächsten Stunden zum Essen bekommt. Danach wären wir eigentlich für einen pünktlichen Start bereit gewesen.

Zum Glück war ich mental schon darauf eingestellt, dass dies zur Geduldsprobe werden könnte. Aber es ist möglich, alles zu toppen.
Flo hatte schon eine gewisse Vorahnung, dass der Bus, in dem wir unsere Rucksäcke stellen durften, nicht abfahren würde. Er sollte Recht behalten. So hart traf uns das aber gar nicht, denn der neue Bus sah ein wenig vertrauenserweckender aus. Es waren inzwischen sogar ein paar Kambodschaner zusammengekommen, was uns schon mal beruhigt hat. Wer nun denkt, dass der Bus losfährt, wenn er zu 1/3 gefüllt ist, der darf sich beim Lesen nun gerne auch etwas in Geduld üben.
Wenn man einen Einheimischen-Bus wählt, obwohl, die Wahl hatten wir hier ja nicht mal, dann fährt der auch nur dann los, wenn er voll ist. Wir hatten in Vietnam ja schon die sonderbarsten Sachen erlebt, aber was sie alles in diesen Bus verladen haben, ist einfach unvorstellbar. Kisten rein, Kisten raus, Körbe, Schüsseln und Eimer rein, alles wieder raus, umschlichten und wieder rein. Erleichterung, der Bus fährt. Doch nach 50 Metern bleibt er wieder stehen. Kisten rein, Kisten raus usw...
Nach einer halben Stunde gingen die Türen zu. Endlich waren alle sonderbaren Gegenstände im Gepäckraum, auf den hinteren und vordersten Sitzen verstaut und die stinkende Flüssigkeit, die daraus tropfte, etwas aufgewischt. Der Bus setzte sich in Bewegung. Juhu!

Nach 100 Meter bog er links ab. Oh je, wir wollten doch gar nicht zurück nach Phnom Penh... Gerade wollte ich aufspringen und mich zu Wort melden, da bog er erneut nach links ab. Mich beschlich eine dunkle Vorahnung. Es wurde wieder dort gestoppt, wo alles anfing.
Noch ein paar Mitreisende rein gepfercht, ein paar Frauen mit Körben brachten Essbares unters Volk, wie auch die Bambusrohre, die mit einer leckeren Klebereis-Bohnen-Mischung gefüllt waren.

Nun alle schnell noch raus, bevor der Falsche mitfährt. Eine Stunde später ging es dann tatsächlich los; in die richtige Richtung. Was sollte uns nun noch passieren.
Wir sind dann auch wirklich mal eine Zeit durchgefahren, bis es weitere Stopps und Gos gab und irgendwann alle Kisten rausgeworfen waren. Ich dachte mir nur: "Shit, wieder Platz für neue Sachen."
Zum Glück wurde diese Angst nicht genährt.
Als Flo gesehen hat, wie viele Möglichkeiten es noch gab, vor Battambang zu halten, wurde er nervös. Wir hatten zwar extra so geplant, dass wir es nicht wirklich eilig hatten, doch irgendwann will man doch mal ankommen.
Ich hingegen habe es wundersamer Weise mit Humor genommen. Am besten lernt man ein Land doch gerade in solchen Situationen kennen. Es ist also keine verlorene Zeit.
Erstaunlich, aber abzüglich dieser Stunde Verspätung sind wir pünktlich angekommen, dank der Fahrweise von unserem Busfahrer.

Bis 1907 wurde Battambang (gesprochen: Battambong) von den Thai regiert. Erst da fiel es unter der Kolonialherrschaft Frankreichs an Kambodscha zurück. Dieser Einfluss lässt sich gut an den zahlreichen Kolonialbauten erkennen, die hauptsächlich in der Nähe vom Fluss Sangker zu finden sind.
Inzwischen ist Battambang zur drittgrößten Stadt des Landes herangewachsen. Trotzdem geht es hier sehr gemütlich, fast schon untypisch ruhig für Asien, zu.
Wie oben schon kurz angesprochen, hielt es in der Ecke die Roten Khmer am längsten. 1986 schafften sie es noch ein letztes Mal, kurzzeitig Teile der Stadt zu besetzen, bis 1996 endgültig Frieden eingekehrt ist.
Am ersten Tag wollten wir uns erst einmal einen Überblick verschaffen und die Gegend zu Fuß erkunden. Im ältesten Kloster Battambangs, Wat Piphettharam, leben über hundert Mönche. Die Frage ist nur, wo die heute waren.

Die Außenwände von Wat Damrei Saa, in der Nähe des Gouverneurspalasts, sind mit allerhand schönen Reliefs aus dem Reamker-Epos verziert. Viele lebensgroße Figuren auf dem Gelände stellen gläubige Szenen dar. Ein sehr friedlicher Ort, an dem man etwas durchatmen kann. Die freundlichen Mönche winken uns zu. Inzwischen den Tourismus gewohnt, haben sie auch ihre Scheu vor uns Frauen abgelegt, solange wir sie nicht berühren. Dies würde ihrem Glauben widersprechen.




Wat Sangker, an der Ostseite des Flusses, fällt gleich durch seine Gesichtertore auf. Ansonsten geht es hier ungewöhnlich still zu.
Für den ersten Tag genug, morgen starten wir wieder richtig durch.



Langbein-Flo auf dem Roller platziert, Doro mit einer halben Pobacke auf dem Gepäckträger, mit dem zum Navi umfunktionierten Handy in der Hand, ging es wieder sehr früh los, um die angestrebten 4 Ziele zu schaffen.
Zuerst fuhren wir in Richtung Süden. Der von Kakteen umrankte Bergtempel Wat Banan war eine gute Einstimmung auf Angkor Wat. Die Anlage mit ihren 5 Türmen ist aus dem 11 Jahrhundert. Um sie zu sehen, darf man erst einmal 385 steile Stufen hinauf kraxeln.


Dafür wird man aber mit einem schönen Ausblick belohnt und kann sich erst einmal im Inneren der einzelnen Prasats ein wenig abkühlen. Zur Verehrung stehen ein paar kleine Buddhafiguren im mittleren der Türme. Wir waren nicht die Ersten vor Ort, ein Gläubiger kniete schon betend vor einem Bildnis.




Wie in vielen anderen heiligen Stätten des Landes wurden auch hier die Gesichter der Devatas (weibliche Gottheiten) abgeschlagen.

Die Höhlen unterhalb haben wir uns gespart, da noch immer nicht alle Minen geräumt werden konnten.

Schon lange habe ich davon geredet, einmal mit dem Bamboo-Train zu fahren. Das war auch einer der Hauptgründe, diese Gegend Kambodschas zu bereisen. 
Da es dieser Provinz an öffentlichen Verkehrsmittel gemangelt hat, haben sie kurzerhand Minenräumfahrzeuge aus dem Bürgerkrieg zweckentfremdet. 2 Achsen mit Panzerrädern auf die krummen Schienen gestellt, Bambusplattform darauf, Riemen über einen Bootsmotor und die Hinterachse gespannt, und schon ging es ungebremst los. Damit wurden neben Personen auch Waren und Vieh transportiert. Kam einem auf den einspurigen Schienen etwas entgegen, musste der weniger Beladene die Fahrbahn räumen, den anderen passieren lassen, erst dann durfte er wieder Fahrt aufnehmen. Klingt interessant.
Des Öfteren wurde davon geredet, dass die alten Schienen einer richtigen Trasse weichen sollen. Dem ist nun geschehen. Um Touristen trotzdem weiterhin eine Fahrt mit den Norrys zu ermöglichen, wurde der Bambuszug verlegt. Wir haben es uns angeschaut und sind auch mitgefahren. Wenn es uns eins gebracht hat, dass wir nun sagen können: "Leute, vergesst es! So etwas könnt ihr euch wirklich sparen." Das hat nichts mit dem zu tun, was es einmal war. Die Umgebung und überhaupt alles wirkt total künstlich, die Schienen sehen nicht einmal echt aus, die Fahrt ist extrem kurz. Inzwischen hievt man sogar Bänke und Kissen auf die Plattformen, damit es die Touris auch möglichst bequem haben. Ich mag gar nicht mehr weitererzählen. Das ist es wirklich nicht wert. Keinerlei Authentizität. Schade! Forget it, never again!!!


Zum Mittag gab es eine ordentliche Portion roten Staub zum Essen, vor allem für Fahrer Flo. Ich konnte mich etwas hinter seinen breiten Schultern verstecken. Dafür bekommt man etwas mehr zu sehen, abseits der befestigten Strassen.




Schon von Weitem konnte man den Hügel Phnom Sampeou mit seinen goldenen Pagoden erkennen. Oh, das hieß auch, mal wieder schön schwitzen, wenn es zu Fuß die Treppen rauf geht. Doch zuvor geht man auf den Krokodilberg (Phnom Krapeau). Dort angekommen nimmt mich ein kleines Mädchen an die Hand und will mich durch die Anlage führen. Ein paar Minuten nehme ich mir Zeit für sie und ihren Bruder, aber dann möchte ich mit Flo allein sein, denn an diesem Platz gibt es nichts zu lachen. Ein letztes Mal möchte ich euch mit grausamen Wahrheiten quälen.

Dies ist der Platz der "Killing Caves". Schon auf dem Weg dorthin erzählen viele Figuren und ein paar Bilder von den grausamen Taten der Khmer Rouge.


Zahlreiche Menschen wurden von Pol Pots Schergen an dieser Stelle ermordet und "entsorgt". Durch ein Loch in der Decke wurden in eine Höhle Frauen, in eine andere Männer, einfach von oben hinein geworfen. In der größten Höhle wird heute die Kleidung der Opfer aufbewahrt und in einer Gedenkstupa deren Schädel und Gebeine.










Unglaublich, wie Menschen zu so etwas in der Lage sein können.
Der wunderschön-bunt bemalte Vihear des Wat Kereoum war zu Zeiten der Roten Khmer komplett schwarz angestrichen. Dort wurden die Opfer vor ihrer Hinrichtung verhört. Es läuft einem eiskalt den Rücken hinunter, wenn man davor steht und weiß, was einst hier passiert ist.

Wenn man weiter Richtung Phnom Sampeou geht, trifft man auf 2 Kanonen. Diese Stelle markiert die Frontlinie im Kampf 1994/95 zwischen den Truppen der Regierung, die auf dem Phnom Sampeou Stellung bezogen, und den Roten Khmer auf dem Krokodilberg.






Der Anblick der beeindruckenden Pagoden auf Phnom Sampeou und die Aussicht über die Reisfelder im Tal, haben die Stimmung wieder etwas gehoben.

Erst Recht die vielen Affen, die sich nicht beirren ließen, auch wenn ich mich eine halbe Stunde lang nicht von ihnen trennen konnte, obwohl mich am Anfang gleich einer ordentlich in den Finger gebissen hat. Doch meine Schuld, wenn ich eine Trinkflasche so öffentlich zur Schau stelle. Wie wir uns später noch davon überzeugen konnten, öffnen sie die sogar eigenhändig, um daraus zu trinken. 





Lange genug hatten wir uns nun hier aufgehalten. Noch einmal mussten wir uns für eine etwas längere Fahrt auf den Bock schwingen. Nördlich von Battambang liegt Wat Ek Phnom mit seinen hinduistischen Ruinen aus dem 11. Jahrhundert. Im völligen Kontrast dazu steht davor die neu erbaute, quietsch-bunte Pagode.







Am nettesten war jedoch die Fahrt dorthin. Auf engen Straßen ging es vorbei an riesigen Fässern, in denen die Fischsoße zum Reifen gelagert wird, Bambusmatten mit Reispapier, das zum Trocknen auslag und ein Stand, der selbst hergestellte Bananenchips verkaufte. Hier musste Flo eine Notbremsung hinlegen. Die Tüte Chips hat die Fahrt zurück in die Stadt nicht überlebt. Doch nach meinem Magen am Spieß habe ich einen kleinen Nachtisch gebraucht. Die gegrillten Schlangen wollte aber nicht einmal ich probieren.



Noch ein leckeres Abendessen am Sangker-Fluss, dann hieß es auch schon wieder, von Battambang Abschied zu nehmen.

16.-20.10.2018 - Siem Reap / Tempel um Angkor Wat

Wie sich unschwer erraten lässt, waren die Tempel von Angkor (Khmer: Stadt) der Höhepunkt unserer Reise. Wohl kaum einer, der Kambodscha besucht, wird sich das "8. Weltwunder" entgehen lassen.
Es ist nur wenig über die Angkor-Periode bekannt. So viel man weiß, herrschten in der alten Hauptstadt des Khmer-Reiches von 802 bis 1432 viele Gottkönige (Devarajas). Jeder versuchte seinen Vorgänger zu überbieten, bezüglich der Ausdehnung des Reiches, der Größe der Tempel oder der immer ausgefeilteren Bauweise.
Mit König Jayavaraman II. fing alles an. Er ließ sich zum ersten Gottkönig, auf dem 50 km entfernten Phnom Kulen, ausrufen. Als Vertreter und Inkarnation eines Gottes, galt seine Macht als unantastbar.
In der ersten Hauptstadt, Roulus, wurde von Jayavaraman III. ein riesiger Tempel in Form einer Pyramide erbaut, die nach dem hinduistischen Glauben den Götterberg Meru symbolisieren soll. Erst dann wurde die Hauptstadt nach Angkor verlegt. Nach und nach erhielten die Tempel einen buddhistischen Anstrich.

Als der französische Forscher Henri Mouhot 1860 Angkor wiederentdeckte, lagen die Ruinen der Tempel noch im dichten, undurchdringlichen Dschungel. Inzwischen hat man 70 Anlagen freigelegt, die sich neben weiteren Ruinen und Gräbern auf einer Fläche von 400 qkm verteilen. Die Steintempel werden noch immer mit viel Aufwand restauriert, hingehen die Paläste und Wohnstätten, die aus Holz waren, sind leider der Vergänglichkeit zum Opfer gefallen.  
Umgeben war alles von 2 riesigen Wasserspeichern. Diese so genannten Barays dienten zum einen als Bewässerungsanlage, zum anderen als religiöses Symbol für den kosmischen Urozean. Heute ist nur noch das Becken des westliche Barays befüllt und umfasst 18 qkm.
Dieses Bewässerungssystem war so genial ausgeklügelt, dass es 3 Reisernten pro Jahr ermöglichte und die Ernährung für 1. Millionen Menschen sicherstellte; damals einmalig auf der ganzen Welt. Viele Jahre später, zu Zeiten der Roten Khmer, wollte man an alte Erfolge anknüpfen und sogar noch übertrumpfen. Doch auch schon zu Angkors Zeiten fraß sich das System selbst. Wie man vermutet, wurden die Ressourcen des Landes durch die riesigen Bauprojekte erschöpft. Der Baumbestand ging zurück, der Grundwasserspiegel sank, daraus folgten Nahrungsengpässe. Das Heer konnte nicht mehr ausreichend versorgt werden und sich gegen ihre Feinde aus dem Norden und Westen zur Wehr setzen. Die Thais drangen ins Land ein. Des Weiteren wurden viele Buddhastatuen von hinduistischen Bilderstürmern zerstört. Die Bevölkerung war zunehmend desillusioniert. Mit der Zuwendung zum Buddhismus schwanden auch immer mehr die hinduistischen Werte, und man war nicht mehr bereit, den selbsternannten Gottkönigen bedingungslos zu folgen. Dies sind wohl einige der Gründe, weshalb dieses Reich irgendwann dem Untergang geweiht war.
Aber heute ist der größte religiöse Komplex der Welt auf seine Art und Weise wieder zum Leben erwacht und erfreut sich globaler Berühmtheit. Nicht umsonst zieren die Tempel Angkors die Flagge und Währung des Landes. 
Seit 1992 gehören sie zum Unesco-Weltkulturerbe.

16.10.2018

Gegen Mittag kamen wir mit dem Bus aus Battambang in Siem Reap an. Es blieb also noch genug Zeit, schon einen ersten Eindruck von Angkor zu gewinnen. Schnell waren ein paar klapprige Radl gemietet, weniger schnell damit die Kilometer zum 6 km entfernten Ticketschalter gestrampelt. Aber man gewöhnt sich an alles. Hauptsache man bleibt seinem Motto treu: Kein E-Bike!!! Und auch ein Mountain-Bike ist etwas für ausdauerarme Gemüter. Dafür haben wir ein 7-Tages-Ticket gelöst, was wohl nicht so oft vorzukommen scheint. Aber wenn wir schon mal hier sind und tatsächlich 5 Tage Zeit haben, dann will man auch wirklich was sehen. Am Ende wurden es dann 15 Tempel, manche auch doppelt. Aber alles schön der Reihe nach.

Für den ersten Tag hatten wir uns, bis auf 30 km Fahrt auf dem "Slow-Mobil", gar nicht so viel vorgenommen. Zur Einstimmung fingen wir mit einem kleineren buddhistischen Tempel aus dem 12. Jahrhundert an, dem Flachtempel Banteay Kdei. Er wurde 1946 aus dem Dschungel befreit, aber nicht restauriert.
Ganz in der Nähe des Eingangs wurde auch ein "Massengrab" mit Hunderten geköpfter buddhistischer Statuen freigelegt, von Mönchen nach dem Intermezzo begraben, um ihnen Respekt zu erweisen.










Gegenüber liegt der kleine Baray Srah Srang, der dem König und seinen Konkubinen als Bad diente, und heute es ihnen Kinder und Wasserbüffel gleich tun.

Einer der Top 3 ist ganz klar Ta Prohm, was soviel wie "Ahne von Brahma" bedeutet. Auch dieser Tempel ist etwas neueren Datums und buddhistisch geprägt. Einige kennen ihn vielleicht aus dem Film Tomb Raider mit Angelina Jolie (alias Lara Croft).
Ich hatte mich darauf ganz besonders gefreut und bin nicht enttäuscht worden. Beim ersten Mal haben wir ihn am späten Nachmittag vom Westen her aufgerollt, ein weiteres Mal am Vormittag vom Osten aus. Er wirkt immer anders, je nachdem wie die Sonne einfällt und die einzelnen Reliefs anstrahlt. 



Die Mauern der Gebäude werden von den Wurzeln riesiger Banyan-Bäume überwuchert. Die Würgefeigen haben den Tempel fest im Griff. Man hat versucht, der Natur nicht so viel Einhalt zu gebieten, da genau dieses Bild den Charme dieses verwunschenen Platzes ausmacht. Doch immer mehr geht man dazu über, die Bäume zu kastrieren und die Wurzeln abzustützen, damit sie die Anlage nicht komplett zerstören. 





Namen wie Wasserfall-, Krokodil- und Tomb-Raider-Baum treffen die Beschreibung sehr gut. Ein Platz, an den wir immer gerne wiederkommen würden, und sei es nur, um die ganzen Leute zu beobachten, wie sie sich für ein tolles Foto in Szene setzen.




Zeit, sich wieder auf den Drahtesel zu schwingen. Wir hatten noch eine lange Heimfahrt vor uns, und hier wird es schnell dunkel. Im Vorbeifahren haben wir schon einen ersten Blick auf Angkor Wat bei untergehender Sonne erhascht, dann hieß es, kräftig in die Pedale treten. Kamikazemäßig ging es ohne Licht die 6 Kilometer nach Siem Reap, immer schön in Schlangenlinie durch Busse, Autos, Tuk Tuks, Roller und Co. Wenn man auf sein Können vertraut, dann kommt man sogar in einem Stück wieder im Hotel an.

17.10.2018

Die ollen Radl sind uns leider geblieben. So schnell war doch kein Ersatz aufgetrieben. Gut, dass wir heute noch ein paar Kilometer drauflegen wollten. Nach einem High-Carb-Frühstück und den ersten Meilen glaubt ihr gar nicht, wie froh wir waren, das erste Mal vom Bock runter zu kommen, um der Gesäßmuskulatur eine kleine Auszeit zu gönnen.


Der Start glückte uns an diesem Tag etwas müßig. Angkor Wat haben wir nur kurz durchs Hintertürchen (über den Osteingang) besucht und beschlossen, ihn zum Schluss vom Westen her aufzurollen.






Den Phnom Bakheng hätten wir uns sparen können. Da alle anderen zum Sonnenuntergang dorthin pilgern, hielten wir es für eine schlaue Idee, die 67 Höhenmeter antizyklisch zu bewerkstelligen, um von dort oben auf Angkor Wat und den Westlichen Baray zu schauen. Zum einen hatte man uns am Fuße des Berges vergessen zu sagen, dass die Anlage gerade komplett restauriert wird, zum anderen hat uns der Ausblick auch nicht sonderlich überzeugt.



Nun konnte es nur noch besser werden.
Ein weiteres Highlight, welches einen Platz auf dem Siegerpodest verdient hat, ist die Festungsstadt Angkor Thom, mit dem Bayon im Zentrum. Schon wenn man in die 10 qkm "Große Stadt" hinein fährt, wird man gebührend empfangen. Zuerst passiert man eine Steinbrücke, die links von 54 Göttern und rechts von 54 Dämonen gesäumt ist, welche an einer gewaltigen Naga-Schlange ziehen. Danach geht es durch das Südtor mit seinen imposanten Steingesichtern. Dieser Gopuram ist von allen am besten erhalten.


Der Tempel Bayon ist nicht umsonst einer der am besten besuchten. Anfänglich haben wir etwas gebraucht, um uns von der Hektik nicht anstecken zu lassen. Aber wenn man, wie wir, nicht mit einer organisierten Tour unterwegs ist, kann man so Einiges aussitzen und den Tempel in Ruhe genießen. Man braucht einfach etwas Zeit, um alles auf sich wirken zu lassen, und nicht von den Eindrücken erschlagen zu werden.


Auf 3 Ebenen sind 54 Türme mit jeweils 4 Gesichter angeordnet, die in jede Himmelsrichtung schauen. Sie stellen einen allsehenden Bodhisattva (Halbgott) dar, dessen Ähnlichkeit zu König Jayavarman VII. verblüffend ist. Etwas "Self-Worship" hat wohl noch keinem geschadet. ;)







Schön anzuschauen sind auch die in Stein gehauenen Darstellungen der Devadas und Apsaras und die Flachreliefs, an den Wänden der umgrenzenden Galerien.
Zwischen all den Besuchern haben sich ein paar menschgewordene Apsara-Tänzerinnen gelangweilt, die wohl nur dann Stellung beziehen, wenn man es sich etwas kosten lässt.

Zu Angkor Thom gehört u.a. auch der pyramidenförmige Hindu-Tempel Baphuon, den man über einen 172 Meter langen Steindamm erreicht. Erst seit 2011 ist die Anlage wieder für Besucher begehbar. Die Vorschriften hierfür sind besonders streng. Neben den üblichen Regelungen, wie bedeckte Knie und Schultern, dürfen ihn keine schwangeren Frauen betreten; auch lautes Husten ist untersagt.




An dem kleinen Wasserspeicher tummeln sich jede Menge Affen, den man beim Baden zuschauen und dabei die Seele baumeln lassen kann. Aber nicht zu lang, denn es gibt noch immer viel zu sehen.
So ging es vorbei am "Himmelspalast" Phimeanakas, um die 2 berühmten Terrassen anzuschauen. Die 300 Meter lange "Terrasse der Elefanten" wurde damals von Jayavarman VII. zur Abnahme von Paraden genutzt.




Die "Terrasse des Lebra-Königs" hat seinen Namen nicht von ungefähr. So soll der König selbst von dieser Krankheit betroffen gewesen sein. Sie ist zwar recht klein, aber dafür komplett mit wunderschönen detaillierten Flachreliefs überzogen. Obenauf thront eine kopflose Statue, die den Gott der Unterwelt (Yama) huldigt und ein Abbild vom erkrankten König ist. Man vermutet, dass dieser Platz zur Einäscherung diente.




Inzwischen Mittag, waren kaum noch Touristen anzutreffen. Auch Flo und mir hat die Hitze ganz schön zugesetzt und brannte uns erbarmungslos ein Loch in den Schädel. Ich hatte mir extra das typisch rot-weiß karierte Tuch der Khmer gekauft, welches die sich seit Jahr und Tag überall herumwickeln. Zu Zeiten der Khmer Rouge war es der einzige Farbtupfer auf ihrem komplett schwarzem Gewand. Mir sollte es neben der Andenkenfunktion noch etwas die Sonne vom Leib halten. Als alles nichts mehr half und sich der Magen auch so langsam meldete, haben wir uns dann doch eine kurze Auszeit gegönnt; mit den besten Sommerrollen der Welt. Was ich bis dahin noch nicht wusste, dass man sogar den Essenspreis verhandeln kann. Das hab ich mir für die nächsten Tage gemerkt, und so hat uns selbst in Angkor kein Essen mehr als 4 Dollar gekostet.

Ein kleiner Geheimtipp ist der Preah Khan. Mit seinen von Wurzeln überwucherten Gebäuden erinnert er etwas an Ta Prohm, nur dass er um einiges weniger besucht ist und mehr restauriert wurde.





Dieser Tempel diente Jayavaraman VII. als Übergangssitz, während Angkor Thom, nach der Eroberung der Cham im 12. Jahrhundert, wieder aufgebaut wurde. Später wurde die Anlage als Kloster und buddhistische Universität mit über 1000 Lehrern genutzt.
Am Abenteuerlichsten war allerdings unsere Fahrt dahin. Wie im Führer beschrieben, haben wir extra die Abkürzung über einen kleinen Pfad genommen, der direkt am Wassergraben um den Komplex zum Osteingang herumführt.
Wir hatten aber nicht bedacht, dass zur Regenzeit das Wasser auch mal etwas höher stehen kann. Mit etwas Geschick sind wir, mit dem Radel im Wasser, über einen Baumstamm balanciert und haben uns zukünftig Abkürzer gespart. 

Die Zeit auf dem Fahrrad von Tempel zu Tempel ist wirklich sehr erholsam. Die Tuk Tuks haben am Nachmittag die Routen schon zum Großteil abgefahren, und so kann man zwischen satt-grünen Reisfeldern und den Überbleibseln des Dschungels durchatmen und den Kopf wieder etwas frei bekommen, bevor man sich auf ein neues Abenteuer einlässt.

Schon auf dem Weg zum Preah Neak Pean konnte man die abgestorbenen Bäume des überschwemmten Waldes sehen, die im inzwischen wieder gefluteten Nord-Baray stehen. Wirklich sehr beeindruckend, vor allem im Licht der Sonne am späten Nachmittag. Wenn ihr die Bilder nun seht, könnt ihr mir glauben, ich habe sie nicht bearbeitet.


Über einen Holzsteg schreitet man zum Platz der Verehrung, mehr Schrein als Tempel, inmitten eines Teichs. Doch der eigentliche Star ist hier die Natur. Und so verbrachten wir lieber mehr Zeit auf dem Rückweg übers Wasser als beim Besichtigen des Neak Pean.



Noch einen letzten Tempel wollen wir uns anschauen. Die Zeit lief uns so langsam davon, das Wetter auch. Es begann leicht zu tröpfeln.
Der hinduistische Tempel Pre Rup, aus dem 10. Jahrhundert, soll besonders schön im Licht der untergehenden Sonne wirken, wenn er in warmen Rottönen erstrahlt. So wird er um diese Zeit auch dementsprechend besucht. Da wir uns allerdings nicht im Dunklen gemütlich ins Tuk Tuk setzen konnten, mussten wir sehen, dass wir uns möglichst zügig wieder in den Sattel schwingen, wenn es für die meisten erst richtig interessant wird. Aber wohl dem, der ein 7-Tages-Ticket hat, am nächsten Morgen ist er fast genauso nett anzuschauen.


Pre Rup bedeutet so viel wie "Wende der Körper". Relativ offensichtlich wurde dieser Tempel als Krematorium genutzt.
Typisch für diese Epoche ist der pyramidenförmige Bau über mehrere Etagen, auf denen 5 lotusförmige Türme in den Himmel ragen.

18.10.2018

Wer uns beweisen will, dass es noch unbequemere Roller gibt als jeden, den wir an diesem Tag von unserer Unterkunft zur Verfügung gestellt bekommen haben, darf sich bitte jetzt melden.
Die Ironie des Schicksals wollte es so, dass wir ganz genau dieses Vehikel, in Begleitung eines jungen Unschuldigen, am darauf folgenden Tag auf dem Parkplatz vor Angkor Wat wiedergesehen haben, und Flo sich doch fast zu einem Tausch hätte überreden lassen, nachdem er nun ein noch unbequemeres Fahrrad unterm Arsch hatte...

Heute wollten wir ein paar Tempel besuchen, die tatsächlich nicht mehr mit dem Fahrrad zu erreichen waren. Doch auch mit einem klapprigen Scooter, über von Schlaglöchern durchzogene rote Staubpisten mit max. 30 km/h zu düsen, ist eine wahre Zumutung. Zum Glück waren wir nach ca. 1 1/2 Stunden am Banteay Srei. Dieser Tempel wurde nicht von einem König, sondern von seinem Berater errichtet, der am Fluss Siem Reap am Fuß des Phnom Kulen ein Lehen erhielt. 






"Die Zitadelle der Schönheit" gilt als Höhepunkt der Khmer-Kunst. In keinem anderen Tempel kann man so viele gut erhaltene, filigrane Reliefs an den Wänden bewundern. Auch wenn die Anlage nicht so groß ist, ist sie in ihrer Art einzigartig.



Vom Norden ging's nun weiter östlich zur alten Khmer-Hauptstadt, mit der Roulus-Gruppe. Wie oben schon erwähnt, sind dies die ältesten Tempel, welche die Angkor-Epoche im 9. Jahrhundert hervorgebracht hat.
2 von 3 Anlagen haben wir uns angeschaut. Preah Ko (der "Heilige Bulle") entstand als erstes. Indravarman I. ließ ihn zu Ehren seiner Eltern errichten. Wie Inschriften vermuten lassen, ist jeder der 6 Ziegeltürme auf der Plattform jemanden gewidmet; der mittlere dem König, weitere dem Vater, Großvater und deren Ehefrauen.

Der größte Tempel der Gruppe ist der riesige Bakong, den man über eine Prozessionsstraße erreicht. Ehemals Shiva gewidmet, wurde er später buddhistisch genutzt. Die fünfstufig Tempelpyramide diente als Vorlage für alle späteren Bauten dieser Art. 




Der Himmel zog immer mehr zu, und wir brauchten mal eine kleine Tempel-Auszeit. Auch wenn wir uns die Schwimmenden Dörfer schon in Kompong Chhnang angeschaut hatten, wollte ich wenigstens mal runter an den Tonle Sap fahren. Eine Abwechslung konnte wirklich nicht schaden. 

Die war uns dann sicher. Das erste Mal im Urlaub sind wir nun tatsächlich in den Regen gekommen. Und wenn, dann schon richtig. 

Als wir uns in einem Bretterverschlag auf einem Hof untergestellt haben, war Flo noch ganz optimistisch, dass es in ein paar Minuten wieder aufhören könnte. Ich habe nach einer Viertelstunde einen Sprint ins nächste Cafe hingelegt und ihm nahe gelegt, dass er mit dem Roller nachkommen soll. Es hat sich auch als eine weise Entscheidung herausgestellt. Nun hatten wir erst mal 2 Stunden Zeit, in uns zu gehen und festzustellen, wie viel Glück wir bisher hatten und konnten unsere Recherchen vorantreiben, u.a. warum es gut ist, wenn man sich in Kompong Phluk nicht in ein Boot setzt.
Als der Regen dann doch irgendwann mal nachgelassen hat, war ich zumindest neugierig, was man überhaupt von den Dörfern sieht. Nichts!!! Auf einer roten Staubpiste fährt man durchs Wasser, rechts ein paar ärmliche Hütten, links bunt bemalte Boote, die auf Touristen und schönes Wetter warten, bis die Straße einfach im Wasser endet. Von dort würde man nur noch mit dem Boot weiterkommen. Unsere Entscheidung, die Dörfer bei Kompong Chhnang im Süden des Sees anzuschauen, war also goldrichtig.






Da wir keinen Bedarf hatten, den Roller noch einen weiteren Tag zu mieten, sind wir schließlich noch das letzte Fernziel angefahren.

Vom Phnom Krom sollte man gerade am späten Nachmittag eine wunderbare Sicht auf den Tonle Sap und die Schwimmenden Dörfer von Chong Kneas genießen. Gerade zur Regenzeit hat man das Gefühl, sich auf einer Insel zu befinden. Der Tempel auf dem Berg ist zwar schon ziemlich verfallen, doch der Ausblick hat sich wirklich gelohnt.


Wir hatten etwas Sorge, dass unser Roller nicht mehr dastehen könnte, wenn wir wieder im Dorf sind, aber den scheint nicht mal ein Hiesiger klauen zu wollen.
Besonders toll fand ich es aber, zwischen die Häuser am Ufer des Tonle Saps zu schauen, um einen Blick auf den See, die Stelzen unter den Hütten, die provisorischen Stege und Brücken, die kleinen Boote und die Menschen, die hier wohnen, zu werfen. Um Flo vom ewigen Stopp und Go zu erlösen und seine Geduld nicht gänzlich überzustrapazieren, bin ich mit meinem Helm auf dem Kopf und der Kamera in der Hand die Strasse entlang spaziert, er in gebührendem Abstand mit dem Roller hinter mir her. Die Fotos haben ihn dann aber auch überzeugt.







Etwas schadenfroh haben wir unseren völlig verdreckten, fahrbaren Untersatz zurückgegeben. Weniger lustig fanden wir dann aber, was die Strassen aus unseren weißen Klamotten gemacht haben. Selbst die Wäscherei hat da nichts mehr retten können. Zumindest das Andenken war fast umsonst...

19.10.2018

Noch einen letzten Tag wollten wir uns ganz den Tempeln von Angkor widmen. Auch dieses Mal konnten wir uns wieder nicht überwinden, Angkor Wat schon vor Sonnenaufgang zu besuchen. 
Nicht selten stehen wir daheim schon 3 Uhr auf, um auf den Berg zu gehen. Doch wenn man dazu eine Stunde ohne Licht durch die Dunkelheit radeln müsste, überlegt man sich das schon dreimal. Wir haben auch so wunderschöne Augenblicke erlebt und unvergessliche Bilder im Kopf, dass wir aus voller Überzeugung sagen können, nichts verpasst zu haben.

Um Flo noch einmal richtig zu ärgern, war sein heutiges Radl ein einziger Schrotthaufen. Wir mussten uns erst mal in diversen Nebenstrassen mit Händen und Füßen durchfragen, wer einen Kompressor hat, damit wenigsten die Reifen so etwas wie einsatzbereit waren. Um nach einem Gehörschutz zu suchen, war es noch zu früh. So musste Flo unter vollem Krafteinsatz in die Pedale treten, und hinter mir knirschte, knarzte und fluchte es nur so. Zumindest brauchte ich mir keine Gedanken zu machen, dass mir mein Schatz verloren ging. 

Unseren ersten Besuch haben wir noch einmal dem Pre Rup von vorgestern Abend abgestatten. Keine Minute zu früh. Denn pünktlich, als wir dort angekommen sind, kroch auch die Sonne hinter ihren Wolken hervor und tauchte den Tempel in ein wunderschönes Licht. 





Ganz in der Nähe, im inzwischen trocken gelegtem Ost-Baray, befindet sich der Östliche Mebon, der im 10. Jahrhundert Mittelpunkt des künstlichen Sees war. Auch hier kann man wieder sehr gut erkennen: Als zentraler Punkt der Verehrung der mythische Berg Meru, umgeben vom Urozean und darum das Universum.
An allen 4 Seiten befindet sich ein Landungssteg, auf dem jeweils ein großer Wächterelefant die Stellung hält.




Unbedingt wollten wir auch noch einmal den "Tomb Raider" Tempel (Ta Prohm) besuchen; dieses Mal gleich vom Osten aus. 
Es ist etwas ganz anderes, wenn man ihn sich zum zweiten Mal anschaut und das sieht, was einem vorher noch verborgen blieb.








Die meisten Leute rennen völlig im Wahn an einem vorbei, weil sie von den Eindrücken, dem Mangel an Zeit und der Hitze total überfordert sind. In den wenigsten Gesichtern erkennt man ein Lachen, und dass an einem so genialen, mystischen und historisch interessanten Ort.


Bevor nun jemand des Lesens müde wird, ehe ich zu dem wichtigsten Tempel aller Zeiten komme, möchte ich auf die nächsten 3 nur kurz eingehen. 
Der Tempelberg Ta Keo hätte wohl zu einem der größten und bedeutendsten Anlagen gehört, wäre der König nicht vorher gestorben. Somit wurde der Bau des Tempels nie vollendet. Entsprechend nüchtern hat er auf uns gewirkt.


Der Thommanon kroch im 12. Jahrhundert kurz vor Angkor Wat aus dem Ei und weist große Ähnlichkeiten zu ihm auf; en miniatur.

Gegenüber befindet sich die ebenso kleine Geschwister-Anlage Chau Say Thevoda, die allerdings noch weniger gut erhalten ist.
Ehrlich gesagt, waren die letzten beiden eher Anstandsbesuche, weil wir eh daran vorbei fuhren. Uns lechzte es nun nach Größerem.

Wenn nicht Angkor Wat selbst, was dann verdient einen weiteren Platz unter den Top 3! 
Wörtlich die "Stadt, die ein Tempel ist", wurde in der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts unter Suryavarman II. ins Leben gerufen und stellte den absoluten Höhepunkt der Architektur- und Bildhauerkunst der Khmer dar. Noch heute kann man in der größten und besterhaltenen Tempelanlage Angkors kilometerlang feinste Flachreliefs an den Galeriewänden der Einfassungen bewundern. 


Was ungewöhnlich ist, dass die gesamte Anlage nicht wie üblich von Ost nach West, sondern genau andersherum ausgerichtet ist; ein Zeichen des Todes. Es wird vermutet, dass der Tempel ein Grabmal ist, und nach dem Tod von Suryavarman II. seiner Verehrung diente.
Zu Lebzeiten wohnten in der Königsstadt um den Staatstempel mehrere zehntausend Menschen. Das einfache Volk durfte sich allerdings nur bis zur 3. Einfassung dem Tempel nähern.
Über die 200 Meter lange Prozessionsstrasse, worüber der König auch seine Würdeträger empfing, schreitet man über den kosmischen Ozean (Tempelgraben) und passiert die erste Mauer, die uns vom Ende der Welt in die Stadt befördert.


Wie das damalige Volk auch, kann man nun die 5 Lotus-Gipfel des Heiligen Berges Meru sehen, die auf 3 Ebenen angeordnet sind. Doch im Gegensatz zu früher, dürfen wir das Zentrum des Universums betreten und staunen, was diese Zeit Großartiges hervorgebracht hat. 





Mit jeder Stufe, jedem Durchqueren der nächsten Einfassung nähern wir uns mehr dem Himmel. Wir genießen den Anblick der "Himmlischen Tänzerinnen" und die Ruhe, als wir auf der obersten Ebene des Götterberges sitzen. 






Selbst für die Mönche ist der Besuch des weltweit größten Sakralbaus ein Highlight. Zeitweise beherbergte die Anlage sogar ein buddhistischen Kloster, bis dem die Roten Khmer ein jähes Ende bereiteten und allen Statuen die Köpfe abschlugen. Doch was sie nicht schafften, sich wie Angkor Wat für immer zu halten.




Das war wahrlich der Höhepunkt unserer Reise. Gemäß dem Motto "Das Beste kommt zum Schluss" haben wir uns von Angkor und seinen Äffchen verabschiedet, um am letzten Tag ganz entspannt noch etwas durch Siem Reap zu pilgern und ein paar Besorgungen zu machen.



20.10.2018

"Der Platz, an dem die Siamesen geschlagen wurden" ist die wörtliche Übersetzung für Siem Reap. So siegreich sich das anhört, so lange hat es später gedauert, bis dieses Städtchen endlich frei von den Übergriffen der Roten Khmer war. Erst seit den 1990er Jahren hat der Tourismus Siem Reap belebt und zur zweitgrößten Stadt avanciert. 
Uns persönlich hat die City mit all seinen Trödelläden, Cafés und Partymeilen nicht so gefallen. Zu touristisch. Aber wegen Siem Reap selbst waren wir ja auch nicht hier, und zum Feiern auch nicht. Spätestens 19 Uhr war bei uns Zapfenstreich.

Trotzdem haben wir am letzten Tag noch ein kleines Sightseeing gemacht. In den Royal Gardens der Königlichen Residenz mag man sich vielleicht wundern, warum Hunderte Asiaten dicht beieinander stehen und die Köpfe nach oben recken. Nur bei genauem Hinschauen kann man erkennen, dass die Bäume komplett mit Flughunden behangen sind, die tagsüber hier schlafen. Beeindruckend. Nicht zu überhören ist allerdings der Geräuschpegel. Gut, dass ich im Schlaf nicht so viel rede.

Nett auch der kleine Schrein Ya-Tep, der mitten auf der Strasse unter einem Baum steht. Er ist einem Neak Ta (Ahnengeist) gewidmet, der über die Menschen hier wachen soll. Als Opfergabe bringen sie ihm Lotusblüten, zünden Räucherstäbchen an und lassen Vögel frei.




Wenn man noch ein paar Kleinigkeiten besorgen will, sollte man über den Psar Chas in der Stadtmitte schlendern. Wenn man sich mal so richtig gruseln will auch. Über 2 Wochen habe ich geschaut, wo es die frittierten Taranteln geben soll, von denen ich in meinem Führer gelesen habe. Auf der einen Seite dachte ich mir die ganze Zeit, dass diese Kreaturen ja auch irgendwo lebendig rumlaufen müssen, wenn man sie überall zum Knabbern anbietet, auf der anderen Seite war ich trotzdem ganz schön neugierig. In dem Zustand können die mir schließlich nichts anhaben, und ich würde vermutlich auch nicht wild um mich schlagen. Vielleicht gibt's die ja neuerdings nur noch unterm Ladentisch... In Siem Reap habe ich die Spinnen auf jeden Fall zum ersten und einzigen Mal gesehen. Todesmutig habe ich das auch noch als Beweis für euch fotografiert. Na Mahlzeit!!! Dann doch lieber einen saftigen Stierhoden. *ggg*



Damit wir nicht völlig zerschrunden von unserer Reise zurückkommen würden, haben wir uns zum Schluss noch ein wenig Wellness der besonderen Art gegönnt. Schon öfter gesehen, wollten wir es nun aber wissen. Zumindest Flo konnte es nicht schaden, sich mal etwas die Hornhaut von den Füssen fressen zu lassen. Ich ließ mich aber auch nicht lange betteln und hab den lieben Fischen eine Freude gemacht, damit die armen Dinger nicht verhungern.
Fühlt sich echt lustig an, und danach geht man ungelogen wie auf Wolken. Ich wäre jederzeit wieder dafür zu haben.



Die letzten Stunden haben wir ganz griebig am Pool verbracht, bis es in der Nacht nach Deutschland zurück ging.

Nicole war total happy, uns zu sehen und ihr Geschenk in Empfang zu nehmen.


Nachwort

Ich halte es mal wie Stieg Larssen: Langes Vorspiel, noch längeres Erörtern und dann ein abruptes Ende. Doch bevor mir noch mehr einfällt, und ich eine Klage an den Hals bekomme, weil sich jemand den Schädel an der Tischplatte angeschlagen hat, will ich es nun dabei bewenden lassen. Es ist mehr als genug gesagt, und ich hoffe, es war euch möglich, mir zu folgen. 
Wir hatten eine sehr schöne, interessante und vor allem aufschlussreiche Zeit. Doch wir sind nun auch froh, wieder daheim zu sein und können uns glücklich schätzen, hier geboren zu sein und zu leben. Bevor man immer nur am Jammern ist, sollte man mal wieder einen Blick über den Tellerrand wagen und sich besinnen.

Vielleicht hofft der ein oder andere inständig, dass die Schwiegereltern bald in ihren wohlverdienten Ruhestand gehen mögen, und ich nicht mehr so viel Zeit zum Reisen habe. Bei allen anderen bedanke ich mich dafür, dass sie sich die Zeit genommen haben, meinen Bericht zu lesen und würde mich sehr freuen, wenn ihr mich im nächsten Jahr nach China wieder virtuell begleitet. Bis bald!!!